laut.de-Kritik

Symphonischer Black Metal mit asiatischen Elementen.

Review von

Aus Taiwan stammen diese Black Metaller, die sich in ihrer beinahe zwölfjährigen Bestehungszeit im ostasiatischen Raum einen Namen erspielt haben. Das vierte Studioalbum "Seediq Bale" veröffentlicht das Sextett nun auch im Westen. Obwohl großteils auf Englisch gehalten, blieben doch ein paar Textpassagen in Mandarin erhalten.

Chthonic, deren Name dem Gott der Unterwelt der griechischen Mythologie, Hades, entliehen ist (Zeus Chthonios bedeutet im Griechischen so viel wie Zeus der Unterwelt), haben sich einer speziellen Spielart des Schwarzwurzel-Sounds verschrieben. Trotz der Einflüsse des Black Metal aus dem skandinavischen Raum ist ihre Musik geprägt von traditionell asiatischen Elementen. Die Musik bewegt sich zwischen Aggressivität und Härte auf der einen Seite und pompöser Tragik und Trauer auf der anderen Seite, was in orientalischen Melodien und folkloristischen Instrumenten ihren Ausdruck findet.

Dass bei sechs Musikern hier ordentlich was abgeht, ist klar. Die Scheibe beherbergt ein äußerst vielseitiges Stück Metall, bei dem sich das Gekeife des Fronters Freddy, Left Face Of Maradou, mit dem hohen und leidvollen Gesang der Hintergrundsängerin Doris, Thunder Tears, die Klinke in die Hand gibt. Was Gitarre und Drums angeht, stehen Jesse, The Infernal, und Dani, Azathothian Hands, den europäischen Vorbildern in Bezug auf Qualität um nichts nach. Ab und an driften sie auch in Todesmetall-Sphären ab. Der oft ausladend symphonische Charakter rührt vom Einsatz von Synthesizern und Piano, womit die Band unheimliche Schwingungen erzeugt.

Chthonic sehen sich als Vermittler längst vergessener Traditionen und Mythen, sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die verschollenen Anteile der taiwanesischen Kultur ans Tageslicht zu bringen. Dass diese Geschichten und Legenden voller Tragik und Leid sind, macht die Musik glaubwürdig. Um dies zusätzlich zu unterstreichen, hat sich die Band auf die Suche nach dem am sorgenvollsten klingenden Instrument gemacht. Dabei wurden sie in der orientalischen Violine fündig, die ihre klagenden Töne auf "Seediq Bale" verbreitet. Die ersten drei Tracks des Albums sind übrigens Videos, die Chthonic auf der Bühne zeigen.

Black Metal-Puristen werden mit dieser Scheibe wohl kaum warm werden, weil hier neben Keyboards auch weiblicher Gesang dominiert. Wer aber mit Schwarzmetall der symphonischen Marke (wie Cradle Of Filth oder Dimmu Borgir) was anfangen kann, der sollte mal ein Ohr riskieren. Zwar trägt "Seediq Bale" manchmal etwas sehr dick auf, aber man muss dem taiwanesischen Sechser musikalisches Können attestieren. Intereressant klingt es allemal. Es würde mich nicht wundern, wenn man auch in unserer Region bald mehr von Chthonic hört.

Trackliste

  1. 1. Idigenous Laceration (Music Video)
  2. 2. Quasi Putrefaction (Music Video)
  3. 3. Bloody Gaya Fulfilled (Live Music Video)
  4. 4. Progeny Of Rmdax Tasing
  5. 5. Idingenous Laceration
  6. 6. Enthrone
  7. 7. Bloody Gaya Fulfilled
  8. 8. Gods Weep
  9. 9. Where The Utux Ancestors Wait
  10. 10. Exultant Suicide
  11. 11. Banished Into Death
  12. 12. Quasi Putrefaction

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