laut.de-Biographie
Club Killers
Stockholm, letzter Mittwoch im Monat: Gut möglich, dass ein Besuch im Debaser zu diesem Zeitpunkt zu der Annahme verführt, Rocksteady sei eine schwedische Erfindung. Einmal monatlich übernehmen die Club Killers das Ruder, machen ihrem Namen alle Ehre und bringen mit ihrer Mixtur aus Ska, Reggae, Blue Beat und eben Rocksteady den Untergrundladen an den Rand seiner Kapazitäten.
Die Truppe besticht alleine schon durch ihre Personalstärke: 15 Mann, die verschiedensten Gastvokalisten nicht eingerechnet, vereinen sich unter der Leitung der beiden Bandleader Viktor Brobacke und Gustav Bendt. Eine siebenköpfige Bläsersektion (besetzt mit Posaune und je drei Saxophonen und Trompeten) sorgt für den überaus markanten, druckvollen Sound. Im Repertoire finden sich liebevoll und mit immensem Wissen um die Herkunft der Originale ausgewählte und zusammengestellte Klassiker. Die Club Killers verspüren allerdings auch keinerlei Hemmungen, neueres Material (wie beispielsweise Morrisseys "Sing Your Life") zu interpretieren und mit groovenden Offbeat-Rhythmen zu unterlegen - Stimmung und Authentizität leiden keineswegs.
Unter den Gästen am Mikrofon trifft man auf die erste Garde der schwedischen Sangeszunft: Anna Maria Espinosa, Papa Dee und Desmond Foster sind hier ebenso zu hören, wie Magnus Carlson und Anders Wendin, Schwedens Soul-Pop-Export Nummer 1, besser bekannt als Moneybrother. Moneybrother? Wie kommt's? Ganz einfach: Gemeinsame Geschichte verbindet. Moneybrother gibt in den späten 90er Jahren den Frontmann der Ska- und Soul-Punk-Formation Monster, die innerhalb Schwedens etliche Erfolge verzeichnet ("Rockers Delight" 1997, "A Brief History Of Monster" 1998 und "Gone Gone Gone / A Bash Dem" 1999). Viktor und Gustav spielen ebenfalls in den Reihen der Monster und wechseln nach Moneybrothers Start in eine Solokarriere in dessen Backing-Band. Hier fallen die beiden durch ihr überaus stylishes Auftreten ins Auge. Während Posaunist Viktor sichtlich der Londoner Skinhead-Szene der späten 60er anhängt, zelebriert Gustav am Saxophon die Rockabilly-Tradition.
Der Lebenslauf erklärt die Wahl des Labels: Sowohl die Club Killers als auch Moneybrother erscheinen, wie einst Monster, beim schwedischen Punk- und Hardcore-Label Burning Heart Records. Hier wird auf die Musikrichtung mittlerweile offenbar weniger Wert gelegt, als auf die passende Einstellung - auch die Hip Hop-Crew Looptroop und MC Promoes Solo-Veröffentlichungen finden bei Burning Heart ein Zuhause. Wie Label-Boss Peter Ahlqvist im Interview verlauten lässt: "Burning Heart wird immer ganz unterschiedliches Material veröffentlichen, von Bands, die Punk sind, in ihrer Attitüde, im Herzen und im Geiste." So gesehen sind die Club Killers hier bestens untergebracht.
Bassist Patrick Anderson wird ebenfalls von Moneybrother ausgeliehen; gemeinsam mit vier Mitgliedern der Weeping Willows und zehn und mehr weiteren Vollblutmusikern vereint man sich regelmäßig zu den Club-Killers-Nächten. Was man hierbei erwarten darf, zeigt die an zwei Abenden mitgeschnittene Live-CD "Two Nights With Club Killers". Getreu dem alten Motto "just killer, no filler" reiht sich hier ein Knaller an den anderen und weckt den Wunsch, dabei zu sein, wenn Rocksteady-Zeit ist. Mittwochabend, im Debaser.
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