laut.de-Kritik
Zeitweise genial, steht man sich vor allem selbst im Weg.
Review von Manuel BergerIrgendwie weiß man nicht so richtig, wie man nun eigentlich mit dem neuen Code Orange-Album umgehen soll. Die einen loben es in den Himmel, die anderen finden rein gar nichts daran, tun es als unspektakuläre Gewaltmucke ab. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wie immer – Achtung Klischee – irgendwo in der Mitte. Am besten hat mir tatsächlich der Vergleich zu Phil Anselmos Sperrklotz "Walk Through Exits Only" gefallen. Denn teilweise hat man das Gefühl, die Buben möchten tatsächlich einfach nur möglichst brutal klingen, geben dafür aber im Gegenzug jegliches Gespür für Songwriting auf.
Allerdings trifft das den Kern eben nicht so ganz. Denn während Songs wie "Kill The Creator" scheinbar wahllos Gequietsche, Geprügel, Breakdowns, Noise-Attacken und wasweißichnochalles unzugänglich as fuck aneinanderklatscht, wartet etwa "Ugly" mit einem zurückhaltenden Groove-Beat auf, der gleichermaßen sick wie eingängig ist. "Real" schafft es, Fistpunch-Attitüde mit Headbang-Freundlichkeit zu vereinen – jedenfalls in Hälfte eins; Hälfte zwei verendet wieder in unkoordiniertem Chaos.
Überhaupt scheinen Code Orange Gegensätzlichkeit propagieren zu wollen. Denn während man häufig den Eindruck gewinnt, bei den Shows der Pittsburgher wären Karate-Kids wunderbar aufgehoben, zelebrieren sie in "Hurt Goes On" unkommunikative Post-, ja beinahe Drone-Elemente. "dream2" zieht sich im Anschluss dann völlig in introvertierte Außerwelten zurück, lässt die brutalen Distortion-Gitarren weg und ruht sich auf schwebenden Cleans und warmen Vocals Reba Meyers' aus.
Die Gitarristin prägt auch das starke "Bleeding In The Blur". Plötzlich völlig losgelöst im psychedelischen Melodiennebel entern Code Orange hier Stoner-Gefilde und präsentieren sich eingängig. Wer hätte das gedacht? Gar ein Gitarrensolo spendieren sie dem Track. Bevor man anfängt, sich darin zu wohl zu fühlen, geht's mit "The Mud" aber postwendend zurück ins Reich der gehackstückten Palm-Mute-Booms. Mittig ploppt ein "Suicide, suicide, suicide"-Flüstern auf und die Verstörung ist perfekt.
Bei aller Vielseitigkeit und stilistischer Bandbreite, die Code Orange auf "Forever" vorführen wollen, leidet das Album schlussendlich genau unter diesem All-over-the-place-Gedanken. Denn der einzige rote Faden, den die Band dem Hörer an die Hand gibt ist, dass keiner existiert. Schön und gut, dass sie Strukturen zerstören möchten, dem Wahnsinn freien Lauf lassen und dem Extremen fröhnen. Den Songs zugute kommt das nur in Ausnahmefällen. Code Orange haben zweifelsohne geniale Momente, stehen sich aber selbst im Weg, um daraus ein geniales Album zu machen. Potential dazu wäre definitiv vorhanden gewesen. So ist "Forever" größtenteils einfach nur anstrengend.
7 Kommentare mit einer Antwort
konnte mit denen noch nie was anfangen,ist für mich strukturloser lärm, aber sind/waren(?) halt bei deathwish und somit kommts bei der ohrenarschgeweih-fraktion natürlich richtig gut an.
Naa, i woaß net Kinder. xd Stimme demHerrnvonWelt zu. Dann lieber Psykup oder Fantomas.
Fand' die letzte Scheibe echt gut. Live haben die mich dann enttäuscht.
Die Beschreibung klingt ja jetzt nicht so berauschend
Sag bitte nicht, dass du mit "Walk Through Exits Only" irgendwas anfangen kannst, Manuel.
Nö. Steht doch da: möglichst brutal und dabei jegliches Gespür für Songwriting aufgegeben.
ich finde das eig gar nicht so schlecht mir wäre räudiger sound in der schnittmenge aus noise und hardcore zwar lieber... aber eig fand cihs recht ok
Hab bisher auch eher verhaltene Kritiken gelesen, dabei war ihre letzte auf Deathwish nicht schlecht. So ein Leistungsabfall?