laut.de-Kritik
Die Einsamkeit des weiten Westens: So klingt Amerika.
Review von Stefan JohannesbergWo R.E.M. Indie-Wege beschreiten, sitzen die Counting Crows im Mainstream, oder besser in "Omaha, somewhere in the middle of America". Die Krähen trampen "from Nashville with a suitcase in their hands" in die Vorstadt-Einöde des weiten Westens. Im Greatest Hits-Rucksack: melancholische Midtempo-Balladen und poetische Geschichten.
Fünf Songs des erfolgreichen '93er Debüts "August And Everything After" schafften es verdienterweise ins "Films About Ghosts"-Gepäck. Neben den oben zitierten Songs dürfen natürlich der Mega-Hit "Mr Jones" und das traurige "Anna Begins" nicht fehlen. Nur "Rain King" schwebt fröhlich leicht mit Sommerfrische durch die Einsamkeit und zeigt erste Ansätze von Optimismus. Dass die Counting Crows am Anfang ihrer Karriere eher dem Indie-Rock frönten, beweist die alte B-Seite "Einstein On The Beach".
Die Kalifornier bedienen sich beim Rock nicht verkopft wie Radiohead oder gar besitzergreifend wie Bruce Springsteen. Sie spielen ihre folkige Variante lieber voller Respekt und Demut vor dem Genre selbst. Sänger Adam Duritz weiß seine soulig-warme Stimme immer zum richtigen Zeitpunkt in die Moll-Tonlage zu manövrieren. So auch auf den Stücken des '96er Albums "Recovering The Satellites".
Während "Angels Of The Silence" noch punkig mitreißt, rühren das depressive, Ziehharmonika unterlegte "A Long December" und der Titeltrack zu Tränen. Musik als Heilung, frei nach der EA 80-Textzeile: "Manchmal bin ich glücklich, traurig zu sein. Und manchmal bin ich glücklich und traurig zugleich."
Mit der dritten Platte "This Desert Life" scheinen die Counting Crows jedoch positiver ins neue Jahrtausend zu blicken. "Hangin' Round" jammt im späten Rolling Stones-Style, während das schnelle "Mrs Potters Lullabys" an Bob Seeger erinnert. Auch, "Hard Candy", der letzte Streich der Band aus dem Jahre 2002 ist eher mit poppig groovenden Tunes ("American Girls", "Big Yellow Taxi") als mit melancholischen Piano-Balladen ("Holiday In Spain") vertreten. Die Live-Version des Bonustracks "4 White Stallion" und das Grateful Dead-Cover "A Friend Of The Devil" runden die Best Of ab. So klingt Amerika.
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