laut.de-Kritik
Ein nicht ganz gewöhnliches Coveralbum.
Review von Amelie KöpplEin Album wie "Underwater Sunshine" hat man von den Counting Crows eher weniger erwartet. Anstatt weiter in den Abgründen der menschlichen Seele zu wühlen und in berührender Art und Weise schöne Dinge zu Tage zu fördern, kramen die Jungs jetzt in der Indiepop-Kiste. Was sie da an Lieblingsstücken ausgraben ist bewundernswert.
Auf 15 Songs vereinen sie sorgfältig ausgewählte Folk-Ikonen wie Gram Parsons oder Bob Dylan ("You Ain't Going Nowhere") mit Indiepop-Lieblingen der 90er Jahre. Hinzu kommen hinreißende Underdogs wie zum Beispiel The Romany Rye, denen man den Opener "Untitled (Love Song)" zu verdanken hat. Für das gewisse Etwas steuerten die sie eine gute Portion Herzblut hinzu: Songs von Bands, in denen die Bandmitglieder vor ihrer gemeinsamen Karriere gespielt haben (Sordid Humor, Tender Mercies).
"Untitled (Love Song)" beginnt wunderbar herzerreißend. Der im Originalen von The Romany Rye eingesungene Song ist derart schön nachempfunden, dass er aufgrund der Counting Crows'schen Melancholie nicht mehr so schnell aus dem Kopf geht. "Throw your arms around my neck, I won't be soon to forget.", schmettert Adam Duritz, während David Bryson und David Immerglück bereits zu Beginn des Liedes so richtig schön ihre Riffs anschlagen.
Ein weiteres Beispiel für das Cover eines sehr begabten aber leider eher unbekannten amerikanischen Musikers ist Coby Brown. Mit seiner wunderbar unverbrauchten
Stimme erinnert Duritz fast ein bisschen an Caleb Followill von Kings of Leon. Aber wenn er "Hospital" anstimmt, fasst er hübsch den Indiepop der 90er auch 2010 in seine eigenen Worte.
Auf der Reise durch liebevoll zusammengetragene und interpretierte Songs nehmen die Counting Crows viele in Vergessenheit geratene Ohrwürmer wieder auf. Travis beispielsweise mit "Coming Around", ohne die es Bands wie Coldplay - zumindest der Aussage Chris Martins zufolge - wohl nicht gäbe. Oder Big Star, eine amerikanische Formation aus den 1970ern, die erst lange nach ihrer Auflösung Anerkennung erfährt. Mit ihrem Album "#1 Record" und dem darauf verorteten "The Ballad Of El Goodo" landeten sie sogar auf der Rolling Stone-Liste der besten Alben aller Zeiten.
Das Album ist die erste Platte der Counting Crows, die sich wirklich Indie und Pop widmet. Auch wenn jeder Song dank Gesang und Instrumentierung auch aus deren eigenen Feder stammen könnte, klingt es aufgrund der Zusammenführung von Alt und Neun nicht wie ein gewöhnliches Cover-Album.
Für jeden Song gibt es übrigens im Booklet interessante und mit Liebe zusammengesuchte Hintergrundinfos zu den Originalversionen aller 15 Songs.
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