laut.de-Kritik
Kommt endlich in die Gänge, ihr alten Säcke!
Review von Michael EdeleEs ist geschlagene zehn (!) Jahre her, dass es die alten Herren von D.R.I. geschafft haben, ihre Ärsche ins Studio zu bewegen und ein paar gute Tracks aufzunehmen. Hätte sich die Band kurz danach aufgelöst, würd ich ja gar nichts sagen, aber die Hupen sind seitdem eigentlich ständig irgendwo unterwegs. So langsam sollten doch mal wieder ein paar neue Songs am Start sein.
Es wird sich wohl keiner mit mir über die Bedeutung von D.R.I. für den Hardcore, den Thrash und vor allem den Crossover streiten, den die Jungs quasi mitbegründet haben. Ob tatsächlich auch Stagediven und Slamdance auf ihrem Mist gewachsen ist, sei dahin gestellt, zumindest aber haben sie den "Unter-einer-Minute"-Song salonfähig gemacht. In der letzten Dekade hat es aber schwer den Anschein, als ob sich Kurt Brecht und Co. auf ihren Lorbeeren ziemlich ausruhen.
"Thrashkore Retrospektif" ist nach den ganzen Wiederveröffentlichungen auch nur eine ganz müde Nummer geworden. 17 Songs, 'ear-picked by the band'. Was zur Hölle soll ich mir darunter vorstellen? Haben die Jungs ihr altes Material durchgehört, und alles, was sie noch auf Anhieb benennen konnten, kam auf die Scheibe?
Dann scheint man auch noch stolz drauf zu sein, für diese Best Of der ersten drei Scheiben ja keinen Pfennig zu viel investiert zu haben. "These are the original recordings, no bullshit remixes or re-recordings." Klar, was wären die alten Kamellen auch schon im modernen, druckvollen Soundgewand? Höchstens doppelt so gut. Was soll so ein Scheiß?
Auch beim Booklet kann man nicht wirklich von einer aufwendigen, oder liebevollen Gestaltung sprechen. Acht Fotos auf sechs Seiten und die Bandhistory, die es in exakt der gleichen Form auch auf der Homepage gibt. Anything else? Fehlanzeige. Solche Enttäuschungen machen "Thrashkore Retrospektif" so unnötig wie einen elften Zeh (außer vielleicht für Kollege Dobler, der kratzt sich damit die Murmel).
Es bleibt zu befürchten, dass auch noch eine Best Of der anderen Scheiben folgt, ehe es auch nur ansatzweise neue Songs zu hören gibt. Kommt endlich in die Gänge, ihr alten Säcke!
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