laut.de-Kritik
Ohren auf: Die Chile-Connection schlägt zu.
Review von Daniel StraubWer bei der Länder-Kombination Deutschland - Chile nicht primär an Fußball denkt, sondern vielmehr die zahlreichen Produktionen von Ricardo Villalobos, Sieg Über Die Sonne, Mambotur, Senor Coconut oder Luciano im Ohr hat, der kann bei "Los Siete Castigos" beruhigt zugreifen. Schließlich entstammt das Album dem Studio von Dandy Jack aka Markus Schopf, der mit zahlreichen Releases auf Perlon, Multicolor und Rather Interesting die Chile-Connection maßgeblich mitgeformt hat.
In der Vergangenheit ist Dandy Jack bereits an der Seite von Ricardo Villalobos als Ric Y Martin (huar!, Anm. d. Red.) auf dem Berliner Minimal-Label Perlon in Erscheinung getreten. Mit "Los Siete Castigos" veröffentlicht er dort auch sein lange erwartetes Album. Dass er die acht Tracks nicht ganz so schnell beieinander hatte, wie sich das mancher gewünscht hätte, mag mit den vielen unterschiedlichen Projekten zu tun haben, an denen der Workaholic Schorf beteiligt ist.
Zusammen mit Pink Elln hat er Sieg Über Die Sonne ins Leben gerufen, mit Peter Namlook ist er Amp und noch weitere Aktivitäten wussten einen Dandy Jack-Longplayer bisher zu verhindern. "Los Siete Castigos" schließt diese Lücke nun. Schopf taucht mit den acht Tracks des Albums in eine filigrane Klangwelt ein, in der sich abseits von Bassdrum und Rhythmuspatterns eine vielschichtige Tiefe an Sounds abtut.
"Arabs In The Desert" ist konsequent nach vorne ausgerichtet, was den Track zu einer guten Tanznummer macht. Hinter dem selbstbewussten Groove kommt bei genauerem Hinhören jedoch eine zärtliche Detailverliebtheit zum Ausdruck, die ebenfalls erklärt, warum die Wartezeit für ein Dandy Jack-Album sich manchmal etwas verlängert. Der filigrane Zugriff auf die Sounds ist sicherlich das hervorstechendste Markenzeichen des Albums.
Dabei haftet den Tracks stets der Gedanke an eine schaurig-schöne Unterwasserwelt an. "Samba Lübeck" umspült einen mit allerlei Geblubber und Getropfe, bevor er eine ganz neue überraschende Dramatik entwickelt. Nach Arks gehäckseltem Techno-Funk auf "Caliente" im Frühjahr spielt Perlon mit Dandy Jack kurz vor Jahresende noch einmal einen Trumpf aus. "Los Siete Castigos" hat alle Zutaten, um bei Minimal-Connaisseuren auf offene Ohren zu stoßen.
Noch keine Kommentare