laut.de-Biographie
Daniel Bell
Manchmal entscheidet ein Release, vielleicht sogar nur ein einzelner Track über die Karriere eines Musikers. Für den Amerikaner Daniel Bell trifft das in jedem Fall zu. Anfang der 90er Jahre beginnt er elektronische Musik zu produzieren. Große Aufmerksamkeit erregt er damit allerdings nicht. Das ändert sich, als er 1994 den Track "Losing Control" auf seinem eigenen Label Accelerate veröffentlicht. Das Stück mit dem charakteristischen Vocal-Loop entwickelt sich zu einem der größten Techno-Hits aller Zeiten und gilt längst als Klassiker des Genres.
Daniel Bell kommt im kalifornischen Sacramento zur Welt, zieht als Kind und Jugendlicher jedoch häufig um. Er verbringt eine Zeit lang in Kanada, wohnt später in Toronto, wo er in verschiedenen Bands spielt. Mit seinen ersten Produktionen knüpft er Kontakte zu John Acquaviva und Richie Hawtin, die mit Plus 8 ein eigenes Label betreiben. Dort veröffentlicht Bell den Track "Technarchy", der sich zu einem Szene-Hit entwickelt und in Folge dessen Detroit mit seinen frühen Techno-Produzenten immer mehr in den musikalischen Fokus rückt.
"Davor habe ich mich vor allen Dingen für die Musikszene in Chicago interessiert. Mir war gar nicht bewusst, was in Detroit passiert. Dann hat mir jemand gesagt, dass die Rhythim Is Rhythim Platten aus Detroit kommen und ich dachte mir, hey das ist gar nicht so weit weg. Da kann ich doch hinziehen. Es hat sich dann auf eine Art wie eine Insel angefühlt. Für mich war das unglaublich. Zu jener Zeit war es, als würde man fünf oder sechs Jahre in die Zukunft reisen. Es war ein sehr optimistischer Ort, der von einem großen Enthusiasmus getragen wurde. Das war einmalig", sagt Dan Bell im Rückblick.
Nach dem großen Erfolg von "Losing Control" stellt Bell seine Tätigkeit als Produzent weitgehend ein. Stattdessen betreibt er seine Labels Elevate und 7th City. Er hilft den beiden Detroit-Acts Anthony 'Shake' Shakir und Dopplereffekt dabei ihre Labels Frictional und Dataphysix aufzubauen. Die Arbeit nimmt derart viel Zeit in Anspruch, dass der Produzent und DJ Daniel Bell erst 2000 wieder auf der Bildfläche erscheint. Zum einen veröffentlicht er seine "Rare & Unreleased"-Tracks auf Accelerate und spielt für Tresor den Mix "The Button Down Mind Of Daniel Bell".
Nach seinem Umzug nach Berlin verstärkt er die Anstrengungen die eigene Produzenten- und DJ-Karriere wieder in Schwung zu kriegen. Hoch im Kurs steht der Amerikaner bei vielen der neuen Minimal-Produzenten, die es in den 00er Jahren ebenfalls nach Berlin zieht. Wie anschlussfähig seine eigenen Produktionen sind, zeigt er immer wieder bei seinen abwechslungsreichen und geschmackssicheren DJ-Sets wenn alte Daniel Bell-Tracks auf neue Produktionen von Ricardo Villalobos, LoSoul, John Tejada, Akufen und Cobblestone Jazz treffen.
Die Besucher des Offenbacher Clubs Robert Johnson erfreut Daniel Bell regelmäßig mit seinen DJ-Sessions. Neben anderen internationalen Top-DJs wie Ivan Smagghe, Chloé und Prins Thomas hält er dort eine Residency. 2009 tritt er erstmals seit Jahren auch wieder unter seinem Pseudonym DBX als Live-Act auf. Mit analogem Equipement lässt er dabei noch einmal die großen Zeiten der frühen 90er Jahre aufleben, mit "Losing Control" als unumstrittenem Höhepunkt jeder Show.
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