Porträt

laut.de-Biographie

Danny Bryant

"Musik ist meine Fluchtmöglichkeit", überlegt Danny Bryant. Er ist "ein fantastischer Gitarrist – fähig, eine Fender Stratocaster zum Singen zu bringen", urteilt Joe Bonamassa über den drei Jahre jüngeren Bluesrock-Kollegen. Eine rote Fender hat Danny. Bis er 30 ist, kommt eine stattliche Sammlung von 22 Gitarren in seinem Haus zusammen. "Die rote Strat ist für die bluesigen Songs, die Fret-King für den rockigen Kram und die Les Paul, wenn es richtig heavy werden soll."

Danny Bryant - Rise
Danny Bryant Rise
Funkelnde Dynamik und Vocals, die sich einbrennen.
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Mit 10 fängt Danny an, das Gitarrenspielen zu erlernen; mit Hilfe von Gitarrenmagazinen und deren Abbildungen für die richtigen Griffe. Schnell wird die Gitarre zu seinem Beruf und führt ihn an der Seite von Carlos Santana und Walter Trout rund um den Globus. Trout nennt er spontan als größten Gitarristen unserer Zeit, und Santana sei der beeindruckendste Mensch, dem er über den Weg lief.

Danny trifft Greg Allman und Joe Cocker noch zu deren Lebzeiten und spielt für sie Support. Einer von Dannys Brötchengebern und Inspiratoren ist auch Fleetwood Macs Gründer Peter Green. Bevor Fleetwood Mac eine kalifornische Popgruppe werden, sind sie eine britische Bluesformation. An deren Tradition knüpft Bryant an.

Danny Bryant, gesprochen 'Breient', geboren am 26. Juli 1980 kommt aus Royston, 18.000 Einwohner, etwa 70 Kilometer von London. Und klingt manchmal wie Jimi Hendrix. "Meine Mum hat Jimi Hendrix als Teenager gesehen, vor 20 Leuten, bevor er berühmt wurde", berichtet der Sechs-Saiten-Freak dem Magazin Gitarre & Bass. "Typen wie Hendrix oder Clapton schienen mir ziemlich cool zu sein."

Hendrix tot, Clapton unerreichbar - doch Walter Trout, Bluesrocker der ersten Stunde, wird zum Mann hinter dem jungen Danny: "(...) der erste, der meine Aufmerksamkeit erregt hat, war Walter Trout. Meine Eltern haben mich zu vielen seiner UK-Shows gefahren und er wurde so etwas wie mein Mentor und Lehrer." Die Eltern sind nicht nur Chauffeurdienst, und ihre Plattensammlung bleibt nicht nur passive Inspiration. Dannys Vater Ken Bryant teilt sich als Bassist mit ihm die Bühne, obwohl darüber " viele verwundert sind, und einige es anscheinend auch nicht so gut finden. (...) Niemand aus der Familie redet mir rein (...). Es war damals meine eigene Entscheidung mit meinem Vater zu spielen", rechtfertigt der Songschreiber gegenüber Rocktimes, dass er quasi der Arbeitgeber seines Papas ist.

"Ich komme aus einer kleinen Stadt in England, und bei uns ist der Zusammenhalt noch sehr groß. Sicher hätte ich nach der Schule auch nach London gehen können, um dort mein Glück zu versuchen, aber mit der Familie im Rücken, ist eben alles viel einfacher." Einen ganz normalen Job, wie er ihn einmal in einem Laden hatte, kann er sich nach einigen Jahren On Tour nicht mehr vorstellen.

Der Clapton-Einfluss prägt 2012 noch einmal, als eine Cream-Cover-Gruppe, die Cream Revival Band, als Support für Danny Bryant's RedEyeBand spielt. "White Room" und "Sunshine Of Your Love" brillieren in der Setlist. Genau das richtige Umfeld für Bryant, der anfangs auch selbst covert, mittlerweile aber aus über 100 eigenen Songs wählen kann. Zehn Studioalben veröffentlicht Danny Bryant so nebenbei, von 2002 bis 2018: vier beim Blueslabel Blues Matters, zwei weitere bei Continental Blue Heaven, vier bei Jazzhaus Records.

Erst das elfte Album erzeugt plötzlich mehr Medieninteresse – möglicherweise wegen des Namedroppings: Ian Dowling nimmt die CD "Means Of Escape" auf. Als Toningenieur für Adele, Bombay Bicycle Club, Kasabian und KT Tunstall heimste er Respekt in der Szene ein. Dowling schwört auf eine Softwareanwendung namens FabFilter Timeless. "Für den Aufnahmeprozess wollte ich (...) eine Aufnahme mit höchster Audioqualität (...) erstellen", meint Bryant. Tatsächlich greift er als Produzent seiner eigenen Scheibe verblüffend wenig in den Aufnahmeprozess ein, sondern fängt die neuen Lieder 2019 großenteils als 'Ein Take'- oder 'Zwei Take'-Session ein.

"Ich wollte, dass diese Songs ihre Dringlichkeit und Aufregung behalten und sich nicht in einer Überproduktion verlieren (...) - minimale Overdubs und viel Spaß und Leidenschaft." Dazu benutzt er, verrät er einem Gitarrenfachblatt, "ein Raum-Mikro, das drei bis vier Meter entfernt steht. Auf die Art bekommt man oft einen sehr schönen Raum-Hall."

Mit Blick auf den berühmten Tontechniker, die Abmischung in einem berühmten Studio in Nashville und die Feinheiten des Masterings in der berühmten Abbey Road, wird er in Interviews schon mal gefragt, ob sich das Produkt mehr dem Pop-Mainstream andiene. Bryant reagiert überrascht: "Ich wollte eben von modernen Leuten profitieren, die sich sonst vielleicht mit Lady Gaga beschäftigen. Aber die Songs sind doch immer noch Blues. Es ist nicht, wie ich es nennen würde, eine Frikadelle, in der man Zutaten vermischt, und kein Popalbum, sondern sogar ein sehr straightes Bluesalbum. Korrekt betrachtet, das bluesigste, das ich je gemacht habe. Blues ist ja kein Grund, sich nicht klanglich um höchste Qualität zu kümmern", sagt der Songwriter im Interview mit dem Lokalsender max neo.

Ob in neunköpfigem Big-Band-Sound oder akustisch in Dreier-Besetzung, Bryant wechselt gerne zwischen den Klangfarben. Auch vor Verstärkern schreckt er nicht zurück. Sinnlich beschreibt er, als 'Gitarre & Bass' ihn auf die Amplifier anspricht: "Ich höre gerne die Luft, die sie bewegen und ihre Power".

Als Technikfreak sieht er sich dagegen nicht. Er wirkt aber wie ein Perfektionist: "Bryant hat diese Art von Magie, die dich während langer Solo-Parts auf der Kante deines Sessels wippen lassen, wenn du seine nervenkitzelnden Live-Platten hörst, lobt das Londoner 'Classic Rock'-Magazin und bezeichnet ihn als "nationalen Bluesschatz" . Zur maximalen Größe läuft Bryants Band mit zwei Saxofonisten und einem Posaunisten auf. Live-Alben gibt es bereits: "Live" von 2007 und "Nightlife – Live In Holland" in kleiner Besetzung von 2012 und "BIG – Live In Europe" 2017, dieses Mal "BIG", weil mit großer Combo.

Die Titel der Studioalben weisen klar den Weg in spannende, energetische Songgebilde hinein: "Hurricane", "Temperature Rising" oder "Blood Money". Nichts aber hält mit "Means Of Escape" 2019 mit: "Ich kann ehrlich sagen, dass ich auf die Arbeit an diesem Album mehr stolz bin, als auf alles andere was ich im Verlauf meiner 20-jährigen Karriere gemacht habe."

Alben

Danny Bryant - Rise: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2023 Rise

Kritik von Philipp Kause

Funkelnde Dynamik und Vocals, die sich einbrennen. (0 Kommentare)

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2 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 2 Jahren

    Means Of Escape war auch für mich das erste Album, durch das ich Danny Bryant kennenlernte und war von seinen Stücken, vor allem auch seinem Gitarrenspiel mehr als angetan. Mittlerweile besitze ich alle Scheiben von ihm und zähle ihn zu den besten Gitarristen; viele Stücke sind die perfekte Vorlage für Luftgitarrespieler (Live CD "Nightlife" mit "Just As I Am" und "Always With Me" beispielsweise oder "Just Won't Burn" vom Album "Revelation"). Was mich masslos ärgert ist die Tatsache, dass hervorragende Musik auf gnadenlos schlechte aufnahmequalität trifft. Wenn das ganz dann noch in den berühmten Abbey Road-Studios bei "Means Of Escape" passiert, wo maximal "Where The River Ends" und "Mya" noch akzeptabel klingen, ist das höchst ärgerlich und unverständlich. "Night Life" klingt noch schlechter, verzerrt und - o.k., nicht Mittelwelle, aber schlechte Radioqualität - und führt dazu, dass es einfach keinen Spaß macht, sich diese tolle Musik eines überragenden Gitarristen anzuhören, weil die Audio"qualität" eine Zumutung, geradezu eine Beleidigung für die Ohren darstellt. Wieso hört das niemand und vor allem Danny Bryant nicht, der einen besseren Toningenieur dringendst verdient hätte.

  • Vor 11 Monaten

    Habe Danny gestern in Düsseldorf gesehen. Absolute Spitzenklasse. Werde ich auf jeden Fall weiter beobachten.
    Empfehlenswert. Habe das Veranstaltungsposter gekauft und von allen unterschreiben lassen. Ganz colle Jungs nd kein bisschen überheblich. Ist ja heute nicht immer üblich.