Das Bierbeben - " No Future No Past"

Ohne Vergangenheit ist Das Bierbeben nicht. Punk und Techno sind die Hefe, auf der Das Bierbeben prächtig gedeiht. Ob es eine Zukunft hat, kann uns im Moment nur Nostradamus sagen. Wünschenswert wäre es auf alle Fälle, denn "No Future No Past" bringt endlich wieder Leidenschaft und eine nicht geringe Portion ironisch aufgearbeiteter Politik in die ansonsten eher unterkühlte und betont apolitische Elektro-Szene. 13 Tracks lang bringt Das Bierbeben sein minimalistisches Technogebräu unters dürstende Volk und nimmt dabei kein Blatt vor den schaumumrankten Mund.

Kein Wunder, dass die Allstar Band, zu der neben den fünf Braumeistern Alfred Bierlek, Wolf Dosenbiermann, Brian Vino, Der Osten und Der Westen auch Mitglieder von Stella, Tocotronic und Glove aka Tobi Neumann und Thies Mynther gezählt werden dürfen, ausgerechnet auf dem Berliner Label Shitkatapult ihre Braukunst abfüllt. Labelchef Marco Haas hielt jahrelang in diversen Punkcombos die Drumsticks fest in der Hand und beweist auch als T.Raumschmiere immer wieder, dass der Bogen von Punk zu Techno nicht unbedingt weit sein muss.

Das Bierbeben setzt mit "No Future No Past" durchgängig auf tanzbare Grooves zwischen elektroiden Midtempostücken wie "Staub" und knackig abrockenden Tracks im Stile von "Deutschlands Mauern Fallen". Die lieblichen Lyrics zweier Damen, die unter den Decknamen Der Osten und Der Westen ihr Unwesen treiben und so ganz und gar nicht nette Parolen wie "Ihr seid Räder im Getriebe der Maschine, die euch plattwalzt" oder "Wenn alle Schizophrenen zusammen stehen haben die Ingenieure keine Macht mehr über uns" zum Besten geben, runden das Klangerlebnis Das Bierbeben ab.

Intelligent und eingängig zugleich arbeitet sich Das Bierbeben am Konflikt Individuum-System ab, und klingt dabei, als hätte sich der fränzösische Philosoph und Gesellschaftkritiker Michel Foucault zu ihnen ins Studio gesellt und die wichtigsten Passagen aus seinem Buch "Überwachen und Strafen" zum Besten gegeben. Kopflastig ist Das Bierbeben deshalb aber noch lange nicht. Konsequent vertraut es auf bierselige Bodenständigkeit mit Biss und verbinden so das Angenehme mit dem Nützlichen. Na, dann Prost!