laut.de-Kritik
Flanellhemd-Rock mit Schaum vorm Mund.
Review von Kai ButterweckNach seinen beiden noch etwas handzahmen ersten Soloausflügen namens "Resolutions" und "Devour" macht Dave Hause 2017 endlich Nägel mit Köpfen: Der The Loved Ones-Frontmann fokussiert sich voll und ganz auf die drei fundamentalen Eckpfeiler seines musikalischen Daseins. Das wären zum einen, der erdige Singer/Songwriter-Rock der Marke Springsteen und die Mittelfinger-Attitüde eines Billy Bragg. Und zum anderen Daves Verbundenheit mit Philadelphia, seiner Heimatstadt.
Im Stile eines Brian Fallon krempelt Dave Hause die Flanellärmel hoch, haut in seine Telecaster und beschwört die 2017-Version des Summer of 69. Den rauen Adams-Charme der Achtziger infiltriert Hause allerdings mit garstigen Revolte-Lyrics. Mag ja sein, dass zu wippenden Americana-Rock-Nummern wie "With You", "The Flinch" und der kantigen AC/DC-Hommage "Dirty Fucker" selbst im Industrie-Moloch Philadelphia die Sommersonne am Himmel lacht. Lauscht man jedoch den Texten von Hause sieht man eher einen schnaufenden Rocky Balboe vor dem geistigen Auge durch dreckige Seitenstraßen joggen.
Dave Hause verbindet eine Love-Hate-Beziehung mit seiner Heimatstadt. Hier atmet er zwar genug Kreativität ein um im Dunstkreis alter Revival-Tour-Erinnerungen mittelgroße Songwriter-Spuren zu hinterlassen ("Divine Lorraine", "The Ride").
Sobald er allerdings an der Oberfläche kratzt und mit dem Leichenbuddeln beginnt, steigt ihm die Zornesröte ins Gesicht. Dann verbündet er sich mit der Arbeiterklasse, reckt ein Bruce Springsteen-Shirt in die Höhe und nimmt sich gierige Profithengste zur Brust ("Dirty Fucker"). Mit reichlich Schaum vorm Mund und dem kantigen, bisweilen bluesgetränkten American-Songbook ("My Mistake", "Shaky Jesus") im Gepäck begibt sich Dave Hause auf eine Sightseeing-Tour durch eine Metropole, die wie kaum eine andere mit dem Vormarsch der Industrialisierung in den USA verknüpft ist.
Staub und Dreck türmen sich auf den Straßen Philadelphias. Und Dave Hause ist mittendrin, die Füße wippend und die Telecaster im Anschlag. Möge der Rock'n'Roll wieder alles ins Lot bringen.
1 Kommentar
ich fands ganz ok. habs nur kurz gehört. hat aber potential... aber ich sehe hier eher, Neil Young statt Springsteen...aber mei... der boss als referenz ist auch in ordnung