laut.de-Kritik
So wird das nix mit dem Kürzertreten.
Review von Olaf SchmidtManchmal verstehe ich Musiker einfach nicht. Unter großem Getöse verkünden sie den Abschied von der Ex-Band, um sich anderen Aufgaben zu widmen und aus Gesundheitsgründen kürzer zu treten. Der Tourstress, Sie verstehen. Und was passiert? Als nächstes formt man eine Combo, die auf ihrem Debüt wieder zu großen Teilen so klingt wie die alte. So geschehen bei Howard Jones, vormals Schreihals bei Killswitch Engage, und seiner neuen Kapelle Devil You Know.
Aber solche Widersprüche sollen uns nicht länger beschäftigen. "A New Beginning" ballert standesgemäß los, Jones demonstriert seine weiterhin beeindruckende Präsenz am Mikrofon. Wer gedacht hatte, er lasse es bei seiner neuen Band ruhiger angehen, sieht sich getäuscht. John Sankey am Schlagzeug (Ex-Fear Factory) knüppelt präzise, aber etwas steril vor sich hin.
"My Own" wäre auf einer Killswitch Engage-Platte der mittleren Phase sicher nicht negativ aufgefallen. "This path I walk / it's my own"? Bedingt. Man könnte das Devil You Know vorwerfen. Aber sie bewegen sich in einem Genre, das komplett ausdefiniert ist und vermutlich keine Überraschungen mehr birgt. Denn nach diesen zwei Songs wird klar, wofür Devil You Know stehen: Metalcore mit einem größeren Anteil Modern Metal.
Sonderliche Originalität verbucht dieses Debüt sicher nicht für sich. Das macht aber nichts, denn die Songs bewegen sich alle auf gutem Niveau mit gelegentlichen Ausreißern nach oben. "Embrace The Torture" beispielsweise vermischt gekonnt harte Knüppelparts mit einem sanften, schön gesungenen Refrain. Jones kann es immer noch.
Devil You Know haben ein gutes Händchen für Dynamik innerhalb der Songs. Mal drosseln sie das Tempo, dann ziehen sie es wieder an. Härte und Melodie leben gleichberechtigt Tür an Tür, eine gewisse Düsternis beherrscht die Stücke.
Die vorab schon bekannte Single "Seven Years Alone" steht exemplarisch dafür, was die Formation aus Los Angeles leistet. Francesco Artusato an der Gitarre sorgt immer wieder mit filigranen kleinen Solo-Spitzen für etwas Auflockerung im Riff-Massaker.
Auch eine Fast-Ballade wie "It's Over" fällt nicht negativ aus dem Rahmen. Hier spielen Musiker zusammen, die schon das eine oder andere Lebensjährchen hinter sich haben und dementsprechend der Welt nichts mehr beweisen müssen oder wollen. "As Bright As The Darkness" führt sanft aus dem Album hinaus und benutzt jenen wabbeligen Gitarrensound, den die Psychotiker von Korn gerne verwenden.
Was soll man Howard Jones nun wünschen? Dass seine Band erfolglos in der Versenkung verschwindet, damit er keine erneuten Stressprobleme bekommt? Dann hätten Devil You Know ein schlechteres Album aufnehmen sollen. Alles falsch gemacht. Denn "The Beauty Of Destruction" überzeugt (leider?), läuft flüssig durch und zeigt keine Ausfälle.
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