laut.de-Kritik
Dem Frosch steckt schnell die Luftpumpe im Hintern.
Review von Michael EdeleNachdem Devin Townsend mit seiner Hauptband Strapping Young Lad letztes Jahr mit "Alien" einmal mehr den Vogel in Sachen Extrem-Metal abgeschossen hat, war ich auf das neue Werk seiner Soloband doch sehr gespannt. Immerhin war klar, dass der durchgeknallte Kanadier hier seine relaxtere Seite zum Ausdruck bringen würde.
Dass die aber gleich so ruhig ausfällt wie im Opener "Let It Roll" überrascht dann doch ziemlich. Scheint dem Kerl jetzt etwa plötzlich die Sonne aus dem Arsch und wachsen ihm Blumen unter den Achseln? Könnte man fast meinen, denn auch "Hypergeek" beginnt fröhlich mit einem quakenden Frosch im Hintergrund. Diesem dürfte aber schnell die Luftpumpe im Hintern stecken, denn nach einer Minute machts FATZ, und der Frosch explodiert in einem typischen Breitwandriff, dem mächtige Keyboards den richtigen Schuss Melodie verpassen.
Darauf folgt eines der interessantesten Werke. "Triumph" glänzt nicht nur mit einem Solo von Kumpel/Entdecker Steve Vai, sondern lässt auch mit einem kultiges Banjo im Mittelteil und ein paar wundervolle Klaviermelodien aufhorchen. Die Pillen, die unser verrückter Professor inzwischen schluckt, müssen wohl richtig gut sein, denn so entspannt wie in "Babysong" hat man ihn eigentlich noch nie gehört. Vom Text her macht sich der Mann sogar unsere Familienministerin Ursula von der Leyen zur engen Freundin.
Dann heißt es endgültig Abschied nehmen von jeglichen gesunden Hirnwindungen, denn mit "Vampolka" folgt - man glaubt es kaum - eine absolut durchgeknallte Polka, die nahtlos in das relativ leicht zu konsumierende, aber auch recht aggressive "Vampira" übergeht. Mit der Hammondorgel kann ich mich dabei aber nicht so ganz anfreunden, auch wenn mit klar ist, welchen Zweck Mr. Townsend damit verfolgt.
Etwas mehr Entspannung gewährt er dem Hörer mit dem kurzen "Mental Tan", und auch "Gaia" verbreitet trotz treibender Gitarren und Drums weitgehend eine sehr angenehme Stimmung. Die gelegentlichen emotionalen Ausbrüche von Devin erwartet man als Fan ja nahezu. Orientalische Gesänge und Melodien leiten "Pixillate" ein. Einen für ihn typischen Song, auch wenn er zum ersten Mal auf (leider ungenannten) Frauengesang zurück greift.
Bei "Judgement" lässt der Gute seine Stimmbänder hin und wieder ganz schön vibrieren und zeigt sich von einer dunklen Seite. Die Sonne kommt aber im wörtlichen Sinne wieder mit "Sunset" zum Vorschein, und "Notes From Africa" nimmt mit seinen hypnotischen Tribaldrums richtig an Fahrt auf. Das hat schon beinahe etwas tooleskes. So ganz sicher, ob das alles noch eine richtige Sprache ist, was der Kerl da singt, bin ich mir auch nicht.
Mit dem Rauschen eines Wasserfalls und Vogelgezwitscher klingt der Song und vermeintlich auch das Album aus, ehe Townsend zeigt, dass er mit dem Bonustrack auch einen verdammt guten Hardrock-Song schreiben kann und einfach über eine fantastische Stimme verfügt. Wer schnell ist und ein paar Euro mehr investiert, sollte sich unbedingt die Limited Edition mit zusätzlicher DVD abgreifen, auf der man sich einen fast einstündigen Live-Gig der Band im Studio reinziehen kann.
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