laut.de-Kritik
Dunkle Songperlen gegen den keimenden Frühling.
Review von Ulf KubankeDiary Of Dreams waren schon immer etwas mehr als eine typische Band der Schwarzen Szene. Meist eine spur komplexer, oft weniger von Klischees beladen. Mit dem neuen Album "Elegies Of Darkness" ersticken sie den aufkommenden Frühling in tiefdunklen Songperlen ihres finsteren Bildersturms. Eine gute Platte, wenn auch noch kein Meisterwerk.
Basis des elegischen Dunkels ist ein Sequenzer getriebenes Fundament, unterfüttert mit zahlreichen melodischen wie rhythmischen Synthiethemen, meist im durchaus angenehmen Pathos sinistren Elektro-Darkpops. In "The Battle" nutzen sie sogar das für Gruftverhältnisse außergewöhnliche Hang-Drum als Effekt. Alles hin und wieder verstärkt durch dezent sägende E-Gitarren als ästhetischer Schubs in Richtung Gothic Rock.
Im Ergebnis transportieren Diary Of Dreams auf diese Weise im Grundton ein ungewöhnlich warmes und sehr angenehmes Klangbild und vermeiden den Fehler vieler Genrekollegen, die Atmosphäre in klinischer Kälte zu ersäufen. Das macht die Note gewordene und dabei stets lustvolle und tanzbare Melancholie dieser Platte höchst effektiv. Wie ein Greifvogel im Anflug senkt sich ihre ein Dutzend Lieder umfassende Depression über den Hörer, um in hypnotischer Gnadenlosigkeit ohrenblicklich zu zu packen. Zur Veranschaulichung genannten Stärken dient das epische "A Dark Embrace" als echter Anspieltipp.
Auch die Vocals vermitteln eine erfrischend breite Range stimmungsvoller Nuancen. Herrlich, wie sie inmitten des instrumentellen Kokons mit ebenso ebenso eruptiven wie schattenhaft-körperlosen Zwischenrufen den Aufschrei lodernden Schmerzes und Aggression vermitteln ("Malum", "StummKult"). Auf der entgegen gesetzte Seite der Skala zeigt der Gesang ein ungewöhnlich hohes Maß resignativer Sensibilität. Etwa die Strophe von "Dream Of A Ghost" und erst recht die in "A Dark Embrace" gesungenen Zeilen "See me drown in Your abyss./ Watch me wander in the dark." ziehen unweigerlich in einen finsteren Malstrom mit angesagter Repeat-Taste.
Die englischen Lyrics geraten durchweg unpeinlich und profitieren von der "word verification" der erfahrenen Übersetzerin und Alternative-Szene Urgestein Kiki Borchardt. In den deutsch gebrachten Zeilen sticht das hervorragende "Die Gassen Der Stadt" als lyrische Vertonung des mitunter recht prosaischen Großstadtlebens hervor.
Kritik vielleicht am überflüssigen Hang der Leadvocals, trotz aller genannten Vorzüge und Möglichkeiten all zu häufig den Gesang szenetypisch-künstlich herunter zu dimmen. Das klingt dann wie die Phrasierung Peter Heppners mit dem Timbre Alex Veljanovs. Ohne diese unnötige Achillesferse gehörten DOD zum Kanon der ganz großen Genrebands.
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