laut.de-Biographie
Dissidenten
In den frühen Siebzigern gibt es in Deutschland nur eine Handvoll weltbekannter Bands. Darunter Can, Kraftwerk, die Scorpions und Embryo.
Aus letzteren entstehen 1979 die Dissidenten in Indien, genauer gesagt in Poona, wo auch das erste Konzert statt findet. "Wir waren zusammen mit Embryo in diesen verrückten Rajneesh-Ashram eingeladen" so Gründungsmitglied Uve. Die Besetzung der ersten Dissidenten-Generation liest sich wie folgt: Uve Müllrich (Saiteninstrumente), Michael Wehmeyer (Keyboards), William De Souza aus Goa (Schlagzeug), Rama Mani vom Karnataka College Of Percussion und Gunni Heidler. Friedemann "Friedo" Josch stößt ein Jahr später hinzu.
Dieser Haufen von Kreativköpfen sind zu Beginn der Achtziger zuerst als Embryo's Dissidenten unterwegs. Nachdem Wehmeyer aussteigt und durch Marlon Klein ersetzt wird, reduziert sich der Bandname auf Dissidenten. Im Gegensatz zu anderen Künstlern fügen sie nicht nur fremde Sounds in ihr eigenes Klangbild, sondern waren und sind stets bemüht, Musiker aus den entsprechenden Ländern an ihrer Musik teilhaben zu lassen. So liest sich die Gästeliste auf ihren Platten wie ein Who Is Who der Weltmusik.
Stilistisch sind sie schwer einzuordnen. Neben den erwähnten orientalischen, indischen und sonstigen ethnischen Klängen findet immer wieder der gute, alte Jazz Eingang in die Dissidenten-Welt.
In Deutschland sind sie immer noch ein Geheimtipp, wohingegen sie in anderen Ländern längst als Stars abgefeiert werden und weltweit mehrere Millionen Platten verkauft haben. Dies geht mit faszinierenden Live-Auftritten einher. Egal, ob das nun in einem kleinen deutschen Club passiert, oder wie 1986 in Spanien, vor 250.000 Menschen, man sollte die Dissidenten einmal miterlebt haben.
Ihr Lied "Fata Morgana" mutiert in spanischen und italienischen Discotheken zum absoluten Überhit und sorgt mit dafür, dass die Band sich etabliert. Für einen weiteren evolutionären Schritt in Richtung Clubsounds sorgt Sven Väth, der ihre Mucke durch den Technowolf dreht, mit flächigen Beats austattet und sie so auch für Leute attraktiv macht, die mit den Dissidenten bislang eher weniger anfangen konnten.
Nicht nur, dass sie sich Kategoriesierungen entziehen, ihre ständige musikalische Erneuerung macht auch vor aktuellen Trends nicht halt. Die Metamorphose vom Hippie zum Hip Hop ist nicht zuletzt auf dem 1997er Album "Instinctive Traveller" zu hören, und das Remixalbum "2001 - A Worldbeat Odyssey" zeigt einmal mehr, dass das Wort Elektronik bei ihnen keine allergischen Ausschläge hervor ruft.
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