laut.de-Kritik
Mitunter ist sie wieder da, die Magie von damals.
Review von Artur SchulzBack to the roots. Elton John besinnt sich auf die Anfangszeit seiner Karriere. Mit dabei natürlich der kongeniale Partner, Songwriter Bernie Taupin. Doch gelingt es ihnen tatsächlich, noch einmal die Magie der frühen Karrierejahre heraufzubeschwören?
Der Auftakt "Oceans Away" gerät verhalten, und thematisiert die Gedanken eines älter Gewordenen: "I hung up with the old folks / in the hope that i'd get wise". Nur Elton John, pur am Piano, dazu seine gegenüber früheren Jahren deutlich dunklere Stimme. Der Opener passt, kommt aber noch ohne große Höhepunkte aus. Dafür wartet in "Oscar Wilde Gets Out" deutlich mehr Spannung auf.
Die Hommage an den großen Dichter überzeugt neben den nachdenklichen Lyrics durch eine vielschichtige musikalische Inszenierung. Zwischen vergangener Ballsaal-Attitüde und verhaltenen Blues-Anleihen finden sich reichlich Moll-Töne.
Schon rasch wird klar: Einen überbordend fröhlichen Elton John trifft man nicht an, das Piano gibt stets den Takt vor. Das Hauptaugenmerk liegt zudem auf Balladen klassischen Zuschnitts. Bei etwas strafferen Songarrangements wie in "Can't Stay Alone Tonight" oder "Voyeur" geht ein gepflegtes Midtempo fast schon als Uptempo-Ausreißer durch.
Dies birgt auch Vorteile: Angestrengt auf Pop und Schlager abzielend, wie manch fragwürdiger Hit der Achtziger, klingt hier nichts. John setzt lieber auf sich gefühlvolle Klänge, etwa in "The New Fever Waltz". Aufs große Orchester verzichtet er ebenfalls - unter der Regie von Produzent T Bone Burnett unterstützt ihn lediglich eine vierköpfige Band.
"My Quicksand" zelebriert dahingetupftes Jazz-Klavier und zählt zu den intensivsten Nummern des Albums. "Take This Dirty Water" erlaubt sich einen Ausflug in rumpelnden Rhythm And Blues, inklusive Gospel-Backgroundchören.
Gut, der echte Schmutz mag fehlen, das gilt auch fürs bluesig rockende "Mexican Vacation(Kids In The Candlelight)". Als willkommene Auflockerung zwischen den ruhiger angelegten Tracks sind sie dennoch notwendig.
Den Rausschmiss aus einem stimmigen Album besorgt der Titeltrack "The Diving Board", der an die Sounds der frühen Sun Studios (Elvis, Jerry Lee Lewis) erinnert.
Die Platte gerät zum Glück nie in Gefahr, nur selbstverliebt dem Gestern zu frönen. Das Songwriting lebt von der herausragenden Klasse seiner beiden Hauptprotagonisten. Aus Sir Elton wird zwar kein Künstler mehr, der sich dem bedingungslosen Tiefgang verschreibt. Sein Handwerk allerdings, das versteht er. Und mitunter taucht sie tatsächlich wieder auf, die Magie von damals.
5 Kommentare
Mir gefällt's. =)
Werd da sicher reinhören liebe Elton John er trifft bei mir den Nerv wie sonst nur die Pet Shop Boys oder REM. Lieber Arthur wenn du Zeit hast würde ich gerne die fragwürdigen Hits der 80er diskutieren. Was sind deine Kritikpunkte? Auf "I guess that s why they call it the blues" zum Beispiel lasse ich nichts kommen . Gruss, Martin
Nikita. Mehr muss man nicht sagen.
Nana da find ich Sacrifice deutlich schlimmer...
"Too Low For Zero" war auch ein sehr gutes 80er-Album von ihm.