laut.de-Kritik
Guter Überblick über das bisherige Schaffen der drei Hamburger
Review von Stefan FriedrichMit B-Seiten-Sammlungen ist das immer so eine Sache. Der wahre Fan ist entzückt, muss er doch nicht noch Kohle für die Singles seiner Lieblinge hin- und sich diverse Sampler zulegen. Andererseits schmecken solche Releases doch immer auch ein wenig wie die Suppe in der Unimensa: nach Resteverwertung. Was einem das fette Brot hier aber vorsetzt, ist größtenteils sehr schmackhaft.
Kleine Brötchen backen sie gar nicht erst und so wurden aus den ersten acht Jahren Bandgeschichte mehr als 30 Songs zusammengesucht, mit einigen Live-Ansagen geschmückt und zusätzlich noch drei brandneue Titel auf die Doppel-CD mit dem schönen Namen "Fettes Brot für die Welt" gepackt. Im Handgepäck außerdem ein 40 Seiten starkes Booklet mit Fotos der Entstehungsgeschichte der Stücke und Kommentaren von Doktor Renz, König Boris und Schiffmeister.
Die Qualität der einzelnen Songs schwankt zwischen wirklich grandios und Sachen, die man besser ganz tief vergraben und nie veröffentlicht hätte. Dazu kommen noch einige kuriose Schätze, die einen ratlos zurücklassen. Der Roots Reggae Remix von "Silberfische", das entspannt-nachdenkliche "Sonntag" oder z.B. "Wir können auch anders" - der Rausschmeißer bei Konzerten der Brote - hätten durchaus das Zeug zur Single A-Seite gehabt. Bei "Dusch Dich mal" oder "Schade Schokolade" überschreitet man allerdings die Grenzen des guten Geschmacks. "Dusch Dich mal" entstand 1993 im Kinderzimmer von Tobi (inzwischen bei den 5 Sternen Deluxe) und so klingt der Song leider auch... Zum Schluß die Kuriositäten. "Was hat der junge doch für Nerven" vom Tribut-Album für die beste Band der Welt kann durchaus überzeugen. "Von Hamburg nach Haiti" klingt, als hätten die Sisters of Mercy plötzlich Dub entdeckt und bei der Demoversion von "Meh Bier" (mit Westerngitarre) kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Fettes Brot für die Welt" bietet einen guten Überblick über das bisherige Schaffen der drei Hamburger. Größtenteils macht das Album Spass und über die Fehltritte kann man hinweg hören. Ob es gleich ein Doppelalbum sein mußte, darüber läßt sich sicherlich streiten. Die neue Single "Da draussen" rundet das Ganze gut ab und macht Appetit auf das nächste Album mit ganz neuen Songs, welches noch in diesem Jahr das Licht der Welt erblicken soll.
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