laut.de-Kritik
Schöne Erinnerung an alte Zeiten.
Review von Joachim GaugerTheoretisch braucht kein Mensch ein Lied wie "What's the world coming to". Viel zu lang ist dieser Opener mit seinen knapp 3.50 Minuten geraten, als dass er seine Schwächen in Strophe und Refrain verbergen könnte. Praktisch aber tauchen die Vocals von Lindsey Buckingham und Stevie Nicks die harmlosen Zeilen wie in flüssiges Feuer, und jeder Zweifel an der Aufrichtigkeit ihres Unterfangens schmilzt dahin.
Zum Glück kommt "Murrow turning over in his garve" etwas lebendiger daher, aha, der alte Mick, der seine Band bis auf Christine McVie wieder komplett zusammen bekommen hat, ist also noch nicht endgültig eingenickt hinter seiner Schießbude. Endlich: bei "Illume", das den New Yorker Akteuren am 11. September gewidmet ist, legen die alten Recken alle Zurückhaltung ab. Mick Fleetwood treibt das Tempo voran, John McVie tupft den Bass, Lindsay Buckingham gibt glänzende Gitarrenflächen und die heiser-metallisch von seiner früheren Geliebte dahin gehauchte Klagehymne müsste sogar Todespilot Atta erweichen.
Genau so stark wie die Härte in Stevie Nicks Stimme und der zarte Ausdruck, den sie hineinlegt, streben offenbar immer noch die Kräfte innerhalb der Band auseinander. Jedenfalls wechseln sich in der Folge einfältige Flower Power-Stücke wie "Thrown down" oder "Steal your heart away" ab mit eher anspruchsvollen, die wie "Red rover" mit ihrer Entwicklung überraschen. Doch gewisse Schwächen im Songwriting, das mitunter doch sehr den späten 60ern verhaftet scheint, macht Nicks entweder alleine (wie etwa in der Ballade "Silver girl") oder im teils hinreißend verschlungenen Duett mit Lindsey Buckingham sogleich vergessen.
Auch wenn Buckinghams Gitarre vielleicht tatsächlich etwas zu oft klingelt, haben Fleetwood Mac ein schönes Comeback hingelegt, das mit Songs wie "Peacekeeper" sogar mal die alten Zeiten aufleben lässt, ohne sich an sie zu klammern.
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