laut.de-Kritik
Lasst ihn bubeln.
Review von Alexander AustelJa, na gut, Fler hat 2013 den amerikanischen Trap-Hype massentauglich kopiert und ist von uns dafür sogar ausgezeichnet worden. Dass es in der Richtung mittlerweile deutlich hungrigere, spannendere und das Trap-Thema ausbauende und gar auf ein anderes Level hievende Jungspunde gibt, wissen wir nicht erst, seit 1 MoneyBoy ernstzunehmende Klickzahlen erreicht. Was also macht Fler? Er lässt sich von seinem Produzenten-Team satte Bässe unter die Karre schrauben und fährt damit durch Kollegahs Vorgarten.
Anstatt sich auf Schimpfwort-Drive-Bys zu beschränken, versucht der Berliner, den King of Rap in "Reality Check" per Arroganz und Verachtung zu verunglimpfen. Beleidigungen und Name-Dropping stehen hinten an. Dafür stellt er die näselnde Frage: "Warum bist du nicht du selbst?" Mir gehen zwar diese ewige Realness-Debatte und der Beef darum gehörig am Allerwertesten vorbei, aber für jemanden, der sich sonst nur mit Mode-Problemen herumschlägt, scheint das Relevanz zu haben. Zudem funktionieren diese gewisse Arroganz und herablassende Art.
Selbstredend geht es in Flers Texten fast ausschließlich darum, nur er allein sei real und damit zum Rappen befähigt. Aber wie könnte man auch etwas anderes erwarten? "Das hier wird kein Kreuzworträtsel-Rap." Ne, klar, aber was ist es denn jetzt eigentlich? Eine gute Kopie eines bereits seit Jahren anhaltenden Trends aus den Staaten? Eine thematische Einbahnstraße? Ein Zurschautragen von aufgepumpten Muskeln in zu engen Marken-Klamotten?
"Ich kann nicht Kommerz gehen, ich bin Street / hier in mei'm Gebiet bin ich beliebt / Deine Felge, meine Felge leuchtet heller / Warum rappst du, du Intellektueller?" Ja, warum eigentlich? Solltet ihr anderen Rapper nicht alle mit den Knien schlottern? Denn: "Jeder weiß: Ich fick' alle deine besten Lines / ich pump' mein Leben in den Wendekreis / Wähl die 110 / mir egal, denn ich scheiße auf Bullen / Ich rede Slang, dass der V-Mann kein Plan hat / Ich häng' mit der Mafia for life wie Sinatra."
Nein, die Zeilen Flers werten diese EP nicht auf. Dafür aber der musikalische Hintergrund: Zu seiner arroganten Hochnäsigkeit passen die pumpend-trappenden, teils bedrohlich anmutenden, langsamen Beats. Hier bauscht sich ein Klavierloop auf, das dort ein gewaltiger Bass wieder niedertrampelt. Sicherlich, das können andere auch. Aber man hat mir mal beigebracht, Feedback sollte man nach dem Sandwich-Prinzip verteilen: Draufhauen, Lob, Draufhauen. Oder war es anders herum?
Seis drum. Fler juckt das nicht, seine treuen Fans nicht, und, ganz ehrlich: uns auch nicht. Lasst ihn bubeln, soll er sich für einen erschossenen Drogenbaron halten, der die Straße real keept und mit dem Kolle-Kriegsbeil weiter fleißig Schaum schlägt. Dann kann man sich getrost Rappern widmen, die mehr draufhaben als 'Rotze' auf 'Fotze' und 'Takt' auf 'gekackt' zu reimen. Auswahl gibt es dieses Jahr im Deutsch-Rap-Zirkus ausreichend.
21 Kommentare mit 65 Antworten
Zusammenfassung: Die Texte sind lyrisch nicht anspruchsvoll, aber funktionieren. Die Produktion ist super, aber folgt einem nun schon ein paar Jahre alten US-Trend [Anmerkung: es gibt genug Rapper, die Jahrzehnte alten US-Trend hinterherlaufen, ohne dass ihnen das vorgehalten wird]. Kein Wort über Flers Rap-Technik an sich. 2/5
Hier werden doch einige Künstler aus Prinzip schlecht bewertet...
Doch:
"Dann kann man sich getrost Rappern widmen, die mehr draufhaben als 'Rotze' auf 'Fotze' und 'Takt' auf 'gekackt' zu reimen."
Was nützt da noch Technik?
Argumentativ ungelesen 1/5
für die sympathische berliner speckbullete kann natürlich nur die bestnote vergeben werden.
daher herzliche ungehört 1/5
Ich kann leider nur noch gehörte 1/5 vergeben
Ungehört 1/5, sollte klar sein. Patrick den Möhrenbrudi braucht wirklich kein Mensch.
Ihr habt entschieden Fler ist nicht technisch deshalb ist er kein guter Rapper.
Fand die EP richtig gut, außer dem technischen Aspekt ist da alles Top.
sentino ist also tatsächlich raus...https://www.youtube.com/watch?v=mRjEbwerO0A frage mich nur warum er vorher in den interviews so auf dicke hose gemacht hat? im endeffekt viel gelaber und nix dahinter...
Sentino ist echt nicht mehr zu helfen. Man weiß ja nicht genau, was da vorgefallen ist, aber wie kann man denn so blöd sein, es nach dem "Unterwegs"-Hype nicht wenigstens bis zum Solo auszuhalten?
Für Flers Musik ist das natürlich auch keine allzu rosige Nachricht. Damit ist echt keinem geholfen, außer vielleicht ein paar Warschauer Späti-Besitzern.
sehr treffend formuliert @icy finds auch schade...hätte gute mukke bei rumkommen können