laut.de-Kritik

Ihr bestes Album seit "Drunken Lullabies".

Review von

Rauschen, dann Feedback. Ein verzerrter Akkord formt sich langsam. Von tief unten kommen die Trommeln immer näher. Plötzlich bricht der Aufbau auf dem Höhepunkt ab, nur um im nächsten Moment einen Sturm loszulassen. Der Sturm heißt "Speed Of Darkness": neustes Album der Irish-Folk-Rocker Flogging Molly und Opener von selbigem.

Als die internationale Finanzkrise im Herbst 2008 ihren vorläufigen Höhepunkt im Zusammenbruch der Lehmann Brothers Bank fand, meldeten als Folge zahlreiche Unternehmen Konkurs an. Mit der namensgebenden "Speed Of Darkness" standen tausende Menschen plötzlich vor dem Ruin. Das traf vor allem die großen Industriestädte Amerikas wie Detroit. Mitten in dieser symbolischen Metropole des wirtschaftlichen Zerfalls schrieben sie ihr fünftes Studioalbum. "This is live in a modern town, the windows smashed open with the doors kicked out."

"Speed Of Darkness" ist zwar kein Konzept-Album über die Krise, behandelt diese aber in einigen Songs. Dazu zählt der Opener, die erste Single "Don't Shut 'Em Down", das wütende "Revolution" und das stampfende "The Power's Out". Der Rest der Songs handelt von Krieg, Verlust, Liebe. Normale Themen im irischen Kosmos.

Die Lyrics werden oftmals völlig unterschätzt. Die Combo hat den Ruf einer Party-Band. Dabei sind Dave Kings Texte meist messerscharf und wahnsinnig poetisch. Auf "Speed Of Darkness" sind einige Songs allerdings ungewöhnlich plakativ. Aus ihren Worten spricht die Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation. In "The Power's Out" fordert King "The CEO must go". In "Oliver Boy" erzählt er die Geschichte eines Soldaten und stellt klar: "Where there's blood, there's death not glory!

Während Songs wie "Saints & Sinners", "Revolution" oder "Speed Of Darkness" rockig nach vorne treiben, klingen "This Present State Of Grace" oder "So Sail On" sehr traditionell. Die Akustik-Gitarre klimpert fröhlich, Mandoline, Geige und Quetschkommode sorgen für Melodie und Pub-Atmosphäre. "The Cradle Of Humankind" kommt zu Beginn sogar nur mit Piano daher. Das erste Mal in der langen Bandgeschichte.

Es ist schon erstaunlich wie die sechs Männer und ihre Geigerin in vollkommen unfolkige Song- und Soundstrukturen, irisches Flair verpacken. Einige Akkord-Folgen oder Melodien würden eher zu Hard-Rock, Punkrock oder gar Blues passen. Durch den starken Einsatz irischer Instrumente büßt die Band aber nichts vom Molly-Sound ein.

Die Platte vereint Songs zum Mitgrölen, Fäuste in die Luft strecken, schunkeln, weinen, lachen, Bier trinken und tanzen. Seinem Nachbarn eins auf Mütze zu geben ist genauso drin, wie mit ihm die Nacht durchzusaufen. Sprich: es handelt sich um ein ganz normales Flogging Molly Album. Das gereifte und abwechslungsreiche Songwriting, die harten Texte und das typische irische Lebensgefühl zwischen Alltag vergessen und Alltag bewältigen, macht "Speed Of Darkness" zum besten und vielfältigsten Flogging Molly Album seit "Drunken Lullabies".

Trackliste

  1. 1. Speed Of Darkness
  2. 2. Revolution
  3. 3. The Heart Of The Sea
  4. 4. Don't Shut 'Em Down
  5. 5. The Power's Out
  6. 6. So Sail On
  7. 7. Saints & Sinners
  8. 8. This Present State Of Grace
  9. 9. The Cradle Of Humankind
  10. 10. Oliver Boy (All Of Our Boys)
  11. 11. A Prayer For Me In Silence
  12. 12. Rise Up

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