laut.de-Kritik
Überraschungsarmes Bad in der eigenen Vergangenheit.
Review von Artur SchulzDass es sich trotz all der Umbesetzungen in der Band-Geschichte bei "Can't Slow Down" um einen waschechten Foreigner handelt, wird schon Sekunden nach Start des titelgebenden Tracks klar. Irgendwo schimmert der Hit "Urgent" durch, mehrstimmige Chorparts verbreiten Wohlklang, während das Schlagzeug knüppelt und die Gitarren sich ausgiebig im bandeigenen Riffshop bedienen. Willkommen in den Tagen des massenkompatiblen Stadion-Rocks!
"In Pieces" hält das Tempo hoch und entpuppt sich als stellenweise hymnischer und immer angenehm dahin treibender Pop-Song. "When It Comes To Love" bietet dann die erste Verschnaufpause. Versiert produziert und eingespielt, präsentieren Foreigner hier eine Ballade im typischen Style der Vergangenheit und mit Optionen für eine kommende Kuschelrock-Ausgabe, ebenso wie das piano-dominierte "I Can't Give Up". "Ready" lässt streckenweise dem guten alten Rock'n'Roll seinen verdienten Freigang. Schmissige Bläsersätze veredeln "Give Me A Sign".
Das ist alles sehr fingerfertig und perfekt auf die Zielgruppe zugeschnitten, innovative Überraschungen bleiben bei solchem Vorgehen natürlich aus. Zu sehr haben sich Foreigner in ihrem eigenen Stil und Sound festgesetzt, wie so manch andere überlebende Band der siebziger und achtziger Jahre. Mit richtig dreckigem Hardrock haben die in Sachen Hooks oft catchy agierenden Titel wenig am Hut. Der gute alte Bluesrock findet eigentlich nur bei "Fool For You Anyway" statt.
Stimmlich haut sich Leadsänger Kelly Hansen stets einsatzfreudig rein und lotet mit seinen gern mal in höheren Tönen angesiedelten Einsätzen die Stimmbandqualitäten ordentlich aus. In Sachen Einsatz und Qualität hat er sich längst schon weit von Begrifflichkeiten wie "Ersatz für Lou Gramm" emanzipiert, und sich so zu einem unverwechselbaren Aushängeschild der Band entwickelt.
Tadelloser Gebrauchsrock also, der aber in erster Linie nur altgediente Liebhaber so richtig anspricht. Eindeutig heavy dahingerotzte Gitarrenarbeit findet nur selten statt, etwa auf "Lonely". Alarmierend bekannt mag auf den ersten Blick die Zeile "You're my heart, you're my soul" vorkommen, die Hansen in "I Can't Give Up" intoniert. Doch keine Furcht: mit bohlenschen Abgründen haben Foreigner nun wirklich nichts zu tun.
1 Kommentar
Die Lieder des Albums klingen teilweise eher nach einer Boygroup als nach einer klassischen Rock-Gruppe und zugleich Legende der 80er.
Leider ist es fast unmöglich Sänger Lou Gramm zu ersetzen, das schafft in dem Fall Kelly Hansen auch nicht.
Erstaunlich finde ich ja dass nahezu die komplette Bandbesetzung nicht mehr die selbe ist, bis auf Gitarrist Mick Jones.
Das hat dann in meinen Augen nicht mehr viel mit Foreigner zutun.