laut.de-Biographie
Forward Russia
¡Forward, Russia! lautet die Parole, Post-Punk ist die Antwort – so oder ähnlich kann man die Musik der vier Engländer von ¡Forward, Russia! beschreiben. 2004 in Leeds gegründet, veröffentlicht die Band im Mai 2006 ihr Debütalbum "Give Me A Wall", hierzulande sind die vier Briten bislang jedoch noch relativ unbekannt. Markenzeichen der Band: Die Experimental-Indie-Combo weist die Eigenart auf, ihre Songs anstelle mit Titeln lieber mit Zahlen zu benennen – genau genommen werden diese nicht benannt, sondern einfach chronologisch in der Reihenfolge ihres Entstehens nummeriert.
Auch ihr "¡!" Logo fällt auf, sind sie doch die einzige Band, die außerhalb des spanischen Sprachraumes auf umgedrehte Ausrufezeichen zurückgreift. Die Logo-Shirts der Band sind bei den heimischen Fans derart populär, dass sie ihrerseits auch für Furore sorgen – bei einem Festival in Leeds führte die große Anzahl der Logo-tragenden Fans dazu, dass die Umstehenden verdutzt fragten, ob es sich hierbei etwa um einen geheimen Kult handele!
Sänger Tom Woodhead und Bassist Rob Canning sammeln zuvor bereits Banderfahrungen bei The Black Helikopters. Im Frühjahr 2004 treffen sie auf Gitarrist Whiskas, Besitzer des Dance To The Radio-Labels (The Pigeon Detectives, This Et Al, Voltage Union), und dessen Schwester Katie Nicholls – Drummerin der Band. Ihr gemeinsamer Anspruch: soundtechnisch einen innovativ neuen, noch nie da gewesenen Stil zu schaffen.
Zugegeben, ein Plan, den sich wahrscheinlich jede Band auf die Fahne schreibt, nur mit dem Unterschied, dass ¡Forward, Russia! diesen Vorsatz auch wirklich umsetzen. Ihr Sound ist vor allem eins: erfrischend ungewöhnlich. Eine Mischung aus Indie, Prog, Dance-Punk und Post-Punk, gepaart mit mal manisch klingendem, mal screamoartig verzerrtem, teilweise aufheulend hohem Gesang von Frontmann Tom – irgendwo zwischen The Cures Robert Smith und Pere Ubus David Thomas, weiß die New York Times. Gesangliche wie soundtechnische Vergleiche mit The Mars Volta und The Rapture sind sicher auch nicht von der Hand zu weisen.
Vier Monate nach Bandgründung folgt der erste Gig. Kurze Zeit später beginnen sie mit der Arbeit an Demo-Aufnahmen, die auf positive Resonanz beim Drowned in Sound-Mag und dem NME stoßen: "Convulsing punk-funk brilliance from Leeds", lautet das Urteil des New Musical Express. Anfang 2005 wird die Debüt-Single "Nine" veröffentlicht. Den Song releasen sie als Split 7"-Single in Kombination mit einem Track von This Et Al. Radio-DJ-Legende Steve Lamacq ist begeistert und auch der NME zeigt sich abermals verzückt vom ¡Forward, Russia!-Sound.
Mit ihrem extravaganten Experimental-Elektro-Rock, auch als Disco-Punk oder Dance-Metal bezeichnet, bringen die Briten frischen Wind in die UK-Indiegemeinde und tragen zur Formung eines neuen musikalischen Genrebegriffs namens New Yorkshire bei. Die Bandmitglieder selbst, bezeichnen ihren Sound als "Math rock influenced pop minatures wrapped in a coating of chaos disco" – ihre Songs kennzeichnen sich durch schnelle, fast schon rasende Gitarren, sowie ungeheuer dynamischen, treibenden Rhythmus.
Im Sommer 2005 beendet Katie das College und die Jungs schmeißen ihren Job, um sich ganz der Musik zu widmen. Es folgen Tour-Supports für die Editors und VHS Or Beta sowie einige Festivalauftritte. Im August veröffentlichen sie auf White Heat Records (Comanechi, Les Incompetents, The Rotters) die Doppel A-Seite "Thirteen/Fourteen" und gehen auf ausgedehnte Headliner-Tour quer durch das gesamte Königreich.
Im Januar 2006 erscheint "Twelve", diesmal wieder auf Whiskas' eigenem Label releast. Mit dem Song landen die Briten einen Top 40-Hit – "Twelve" steigt bis auf Platz 36 der UK-Single-Charts. Sie touren mit We Are Scientists und spielen neben The Automatic, The Long Blondes, Howling Bells und Boy Kill Boy auf der NME New Music Tour 2006. Zwischenzeitlich widmet sich Sänger Tom seinem Seitenprojekt AnteAter und bastelt an neuen Electronica-Tracks - ein Soloalbum ist jedoch vorerst nicht in Planung.
Am 15. Mai wird das Debütalbum veröffentlicht und die Band tourt erneut. Neben einigen US-Auftritten beehrten sie endlich auch Deutschland und treten Ende Juli beim sommerlichen Berlinfestival auf. Im August gibt die Band beim niederländischen Lowlands Festival den ersten nicht-nummerierten Song zum Besten. Warum sie die zwanzigste Single nicht "Twenty" sondern "Don't be a Doctor" nennen ist ungewiss und vor allem ungewöhnlich – man munkelt, dass mit den Nummern zukünftig endgültig Schluss sei! Unbedingt schlecht ist das ja nicht, schließlich sorgten die Nummern-Tracks bislang doch meist für sprachliches Wirrwarr, ab und an allerdings auch für witzige Einlagen (Tom spaßt beim Hi-Fi North-Festival: "the next song is Nine, which is about how many people we have watching at the moment").
Im September beehren sie nochmals deutsche Fans und treten anlässlich der Popkomm beim "Intro Intim" auf. Zwei Monate später nehmen sie an MTV2s "Spanking New Music Tour" teil – mit von der Partie sind The Fields, The Maccabees und Wolfmother. Anlässlich der Tour veröffentlichen ¡Forward, Russia! "Nineteen", die letzte Auskopplung des Debüts.
Auch 2007 beginnt wieder mit intensivem Touren. Danach geht es an die Aufnahme neuer Songs. Mit Produzent Matt Bayles nehmen Woodhead und Co. zwischen Juni und August 2007 in Seattle die Nachfolge-LP auf. "Life Processes" ist für das Frühjahr 2008 geplant. Im Oktober spielen ¡Forward, Russia! noch einige weitere UK-Konzerte und treten im November als Support von Biffy Clyro auf und geben so auch einige neue Stücke zum Besten. Ach ja, von Nummern-Tracks ist inzwischen keine Rede mehr!
Anfang April steht "Life Processes" dann in den Läden. Der Zweitling klingt hier und da ungewohnt brav, überraschend melodisch und doch auch explosiv, wirr, nervenaufreibend, kratzig zugleich, stellt somit also einen Schritt nach vorn in Sachen Songschreiben dar. Im Anschluss folgt natürlich erst einmal eine ausgiebiege UK-Promo-Tour.
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