laut.de-Kritik

Griffige Indiehits durch den Dubwolf gedreht.

Review von

Acht von zwölf Tracks des äußerst gelungenen Werks "Tonight: Franz Ferdinand" schickten die Schotten durch den Dub-Häcksler (Hard-Fi habens vorgemacht) und legten das Ergebnis den europäischen Specialeditions ihres dritten Albums bei. Einige Monate später bringt man die Sammlung namens "Blood" separat und samt eines weiteren Tracks ("Be Afraid") weltweit erneut auf den Markt.

Und die Veröffentlichung hat, rein soundkünstlerisch betrachtet, ihre Berechtigung. Denn alles neu macht hier der Mai tatsächlich: neuer Albumname, neue Songtitel und vor allem neue Soundgerüste, für die die Songs dekonstruiert, synthiemäßig üppig ergänzt und unter neuen Vorzeichen zusammen gesetzt wurden.

Man entschied sich unter der Regie von Albumproduzent und Dubexperte Dan Carey für eine "jamaikanische Perspektive" und rüstete gerade im Bassbereich auf, wie Alex Kapranos berichtete. Und der tanzbare und elektronischere Drittling bietet genügend Anknüpfungspunkte. Schon allein die ersten vier Originaltracks ("Ulysses" bis "Send Him Away") gehen als griffige Indiehits durch, groovendes Ausgangsmaterial für Remixe ist reichlich vorhanden.

Die Singleauskopplung "No You Girls" kommt etwa in einer Leichtigkeit auf den Punkt, die man einer mittlerweile relativ altgedienten Indierocktruppe gar nicht zutrauen würde. Und baut ein DJ die verwandte Version "Katherine Hit Me" in seinen Mix ein, sollten dank prägnanter Basslinie auch hier der ein oder andere Popo wackeln.

Die Remixe walzen fein austariert aus den Boxen, isolieren zur Orientierung wohl dosiert die Hooks der Originale (Vocalparts, Guitarlines oder Basslinien), ohne sie kaputt zu nudeln - in bester britisch elektronischer Tradition.

Carey und Franz Ferdinand weichen mal mehr, mal weniger von den Blaupausen ab. Dabei klopfen sie die Stücke auf Rhythmen und sinnvolle Soundergänzungen ab. Grundideen werden ausgeführt, die Hooks nicht einfach nur rhythmisch unterlegt (etwa "Feeling Kind Of Anxious", das auf "Ulysses" basiert).

Das aus "Send Him Away" entstandene "Feel The Envy" ist beispielsweise derart verspielt produziert, dass man kaum glaubt, dass der Track mit 3:33 Minuten tatsächlich Singlelänge hat. Die Scheibe (auch als Vinyl erhältlich) scheint eher etwas für Soundnerds zu sein, die an Entstehung und Produktion von elektronisch orientierten Tracks im Detail interessiert sind. Daumen hoch.

Trackliste

  1. 1. Feel The Pressure
  2. 2. Die On The Floor
  3. 3. The Vagues Of Feeling
  4. 4. If Can't Have You Then Nobody Cans
  5. 5. Katherine Hit Me
  6. 6. Backwards On My Face
  7. 7. Feeling Kind Of Anxious
  8. 8. Feel The Envy
  9. 9. Be Afraid

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15 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    "Die Scheibe (auch als Vinyl erhältlich) scheint eher etwas für Soundnerds zu sein, die an Entstehung und Produktion von elektronisch orientierten Tracks im Detail interessiert sind. Daumen hoch."

    Das betrifft mich! Werde ausschau nach der LP halten! :)

    Tonight sind derzeit meine zwei absoluten Lieblingsschallplatten.

  • Vor 15 Jahren

    wieder eine band, die nach dem ersten album für meinen elitären musikgeschmack zu ordinär geworden ist.

  • Vor 15 Jahren

    Also wenn man Franz Ferdinand nach dem ersten wirklich durchaus grandiosen Album nicht mehr mag, dann hat man sich wohl nicht intensiv genug damit auseinandergesetzt, denn sonst würde man erkennen das diese Band den schmalen Grad schafft zwischen "sich weiter entwickeln" und "den roten faden nicht verlieren". Und Kapranos' Songs sind einfach die genialsten.

    Blood ist gewönungsbedürftig, aber durchaus interessant!

  • Vor 15 Jahren

    fazit: so überflüssig wie das zweite BP remix album.

  • Vor 15 Jahren

    Ich hab damals schon die Special Edition gekauft. Fehlt halt nur der letzte Track.

    Ich finds zum Auflegen ganz nett, cooles DJ-Tool. Man kann den No You Girls Remix beispielsweise direkt an das Original anhängen und dann nen feinen Übergang machen.

    Zum reinen Durchhören? Gibt Spannenderes.

  • Vor 15 Jahren

    Franz Ferdinand gehören zu der Sorte Bands, die ich normalerweise nicht mal mit auf mich gerichteter Knarre hören würde...NORMALERWEISE! Denn: Diese Dub-Remixe sind einfach stark und machen selbst so eine Band zum Hörgenuss!
    Ich kann´s kaum glauben - selbst diese triviale Musikszene kann geniale Dub-Mucke präsentieren!

    Das ist erfreulich!