laut.de-Kritik

"Robocop 4 – Fuck Off": Mit aller Macht gegen Stillstand.

Review von

"Shalalalalalalala!" Nein, nein, das ist keine neue Bummsfallera-Platte eines Dieter Bohlen-Günstlings, das sind nur Future Of The Left, die leicht durchgeknallten Noise-Bastler aus dem walisischen Cardiff. Die dürfen sowas auch über ein völlig verfuzztes Riff singen, ohne das es albern wirkt.

Dabei ist Andy Falkous wirklich kein guter Sänger. Dazu ist seine Stimme zu hysterisch, zu aufdringlich quengelig. Macht das was? Nö, das macht meistens nix, er soll ja auch nicht singen, sondern sprechen, nölen, schreien und kreischen. Die vielen Melodien, die immer wieder über dem Rauschen, Krächzen, Wummern und Fiepen schweben entstammen der neuen zweiten Gitarre.

Future Of The Left wollen nicht normal klingen. Mit aller Macht stemmen sie sich gegen das Easy Listenting. Entweder wird ein Riff, ein Beat oder eine Melodie endlos über die gesamte Liedlänge geschleift, oder es platzt ein Interlude rein, dass mit dem bisherigen Song bricht – und dann auch mal plötzlich ganz lieblich und schmeichelnd klingt. Oder es passiert das Gegenteil.

"Failed Olympic Bid" baut zum Beispiel ein Rückkopplungs-Fiepen direkt ins Main-Riff ein, das sich dann über den gesamten Song zieht. Ohne Abwechslung. Könnte nerven, wenn es nicht so grandios wäre. Die Drums sorgen hier für Dynamik, basteln Beats zwischen Rim Click-Vertracktheit und Schießbuden-Brachialität.

Am Ende von "City Of Exploded Children" bauen Future Of The Left einen mehrstimmigen Chor-Teil auf, der regelrecht süß klingt. "Goals In Slow Motion" überrascht dann mit Eingängigkeit und Normalität. Der Schluss-Part könnte fast schon majestätisch und erhaben klingen, wenn Falkous eine schönere Stimme hätte.

Über weite Teile regiert aber das Noise-Chaos und der Punk-Lärm. Der Bass rumpelt meist staubig und fusselig, die Gitarre scheppert, darüber die Melodien, mal von einem Keyboard, dann wieder von der zweiten Gitarre. Und Falkous nölt, krächzt und kreischt sich durch seine verwirrenden Texte. In "Beneath The Waves An Ocean" spuckt er das Wort "Peace" so dermaßen angepisst aus, dass es eben fast nach "Piss" klingt.

Eines der großartigsten Songs ist "Robocop 4 – Fuck Off Robocop". Wie kann man nur so sauer auf eine Hollywood-Fortsetzung sein? Alles in dem Song ist wütend: Das Riff fies und heftig, der Gesang genervt und aggressiv: "Pirates of the Caribbean 47 / Johnny depp stars as the robot pirate" und damit nicht genug: "Robocop 4 is in pre-production / like Robocop 3 wasn't bad enough".

"The Plot Against Common Sense" am Stück anzuhören ist harte Arbeit. Gegen Ende werden die Disharmonien, die vertrackten Rhythmen, der andauernde Lärm und vor allem Falkous Stimme wirklich anstrengend. Drei Songs weniger hätten dem Album gut getan. Wobei "gut tun" vermutlich nicht im Sinne von Future Of The Left gewesen wäre.

Trackliste

  1. 1. Sheena Is A T-SHirt Salesman
  2. 2. Failed Olympic Bid
  3. 3. Beneath The Waves An Ocean
  4. 4. Cosmo's Ladder
  5. 5. City Of Exploded Children
  6. 6. Goals In Slow Motion
  7. 7. Camp Cappuccino
  8. 8. Polymers Are Forever
  9. 9. Robocop 4 - Fuck Off Robocop
  10. 10. Sorry Dad, I Was Late For The Riots
  11. 11. I Am The Least Of Your Problems
  12. 12. A Guide To Men
  13. 13. Anchor
  14. 14. Rubber Animals
  15. 15. Notes On Achieving Orbit

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Future of the Left – The Plot Against Common Sense €15,37 €3,00 €18,37

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Future Of The Left

Die Geschichte von Future Of The Left beginnt mit dem Ende von Mclusky. Die walisisch-englische Noiserockgruppe löst sich nach drei Alben im Januar 2005 …

3 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Wo ist Mathias Möller, der Rezensent der letzten FOTL-Platten? Nichts gegen Andreas Dittmann, aber es liest sich ganz so, als hätte der gute Herr noch nie etwas von der Band oder vorher schon Mclusky gehört. Es ist zwecklos, diese Band noch einmal ausführlich vorzustellen, wenn es schon mehrere Rezensionen auf der Seite gibt. So ist es auch etwas merkwürdig, hier noch einmal zu lesen, Andy Falcous' Stimme könnte nerven.
    Jetzt mal zum Punkt: Wenn es für den Rezensenten zum ersten mal das Vergnügen war, Future of the Left zu hören, kann ich seine Verwirrung gut verstehen. Es gibt keine andere Band, die so hysterisch, dadaistisch, zynisch und dann plötzlich wieder harmonisch ist, um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen. Für Menschen, welche diese Band kennen oder schätzen, ist die Scheibe ein großer Sprung nach vorne, abgesehen vom wirklich langweiligen "Goals in Slow Motion". Die neue Besetzung tut der Band wirklich gut, die Melodien sind catchy und die Texte mal wieder bösester Unsinn.
    Ich gebe eine unbedingte 5/5. So ähnlich haben es die meisten anderen Plattformen auch gesehen, welche banderfahrenere Rezensenten beauftragt hatten ;)

  • Vor 12 Jahren

    Danke, Ragism! Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. :-)

  • Vor 12 Jahren

    5 Sterne hätten es dann doch mindestens sein dürfen/müssen.