laut.de-Biographie
Gebrüder King
"Nedal Nib, Mighty Mo, wir sind nicht mehr zu bremsen. Uns zu battlen ist wie gegen beide Klitschkos zu kämpfen." Wie ihre beiden schwergewichtigen Vorbilder lieben Nib und Mo den Wettkampf. In den sich ab dem Millennium ausbreitenden Hip Hop-Battles finden die beiden Rapper die optimale Spielwiese für ihre Interpretation der Subkultur. Dass es dabei auch immer wieder zu Kontroversen kommt, liegt laut Nib in der Natur der Sache: "Battle-Rap ist immer ein Spiel mit Grenzen."
Mighty Mo und Nedal Nib wachsen in der niedersächsischen Hauptstadt Hannover auf. Während sich Nib für Deutschrap von M.O.R., Kool Savas und Azad begeistert, kann sein älterer Bruder die Vorliebe für hiesige Genreklassiker à la "LMS" schwerlich nachvollziehen: "Ich fand das nicht krass." Über die US-Show "Yo! MTV Raps" findet aber auch er Zugang zum Hip Hop. Mit 15 Jahren schreibt Mo seine ersten Texte. Sein jüngerer Bruder folgt seinem Beispiel ab dem 19. Lebensjahr.
"Eigentlich haben mich mehr die Leute, die wack sind, dazu gebracht, selber zu rappen, als die, die gut sind, weil ich mir gedacht habe: Die sind doch alle voll kacke, ich kann das fünfmal besser." Sein gegenüber RapTop zur Schau gestelltes Selbstbewusstsein prädestiniert Nedal Nib für eine Karriere als Battle-Rapper. Auch für Mighty Mo steht der Wettbewerbsgedanke an erster Stelle: "Es war immer eine Facette von dem, was ich gemacht habe, und von meinem Verständnis von Rap."
Über mehrere Jahre sammeln beide Rapper Erfahrungen auf deutschen Bühnen, bis Mo 2016 die Idee zum gemeinsamen Projekt Gebrüder King anstößt. Im Herbst veröffentlichen sie das von Rako moderierte Mixtape "Mörder" zum Download. MZEE zeigt sich angesichts der ersten Studio-Schritte der Brüder kritisch. Während ihre Punchlines live überzeugen, laden sie auf Albumlänge "eher zum Fremdschämen als zum Lachen ein".
Die Hannoveraner setzen ihre Battle-Karriere trotzdem fort. Mighty Mo feiert Erfolge bei "Rap am Mittwoch" und löst dabei auch Kontroversen aus. Nedal Nib steigt parallel dazu zum Champion bei "Don't let the Label label you" auf. Als amtierender Sieger trifft er im Frühjahr 2017 im Rahmen des Tapefabrik-Festivals auf Pilz. Die auf den Islam gemünzten Punchlines der Rapperin rufen ein empörtes Echo hervor, das bis zu Morddrohungen reicht.
Nib sieht sich gezwungen, seine Kontrahentin auf Facebook in Schutz zu nehmen: "Im Battle gibt es keine vorgeschriebenen Gesetze, diese Grenze legt jeder für sich und seine moralischen Vorstellungen selber fest." Im Gespräch mit Rap-n-Blues verurteilt er die gegen Pilz gerichteten Drohungen: "Diese Leute wollen den Islam verteidigen. Und beleidigen mit ihrem Verhalten doch nur ihre Religion." Mit ihren Angriffen bestätigen sie nur das Bild, "was die Medien und die Rechten von uns vermitteln."
Er hält die Religion zwar aus seinen Battle-Texten heraus, sieht aber grundsätzlich kein Problem darin, wenn sich Rapper über den Islam lustig machen: "Über Moslems genauso wie über Schwule, Christen und Juden. Ich habe mal in einem Battle gesagt: 'Die Kunst ist es, an den richtigen Stellen dick aufzutragen, so wie bei Kalligraphie.' Dabei macht es keinen Unterschied, welche Ethnie oder Religionszugehörigkeit der Mensch hat, den man angreift."
2018 wagt sich Nedal Nib für seine erste Soloveröffentlichung wieder ins Studio. Er gibt sich selbstkritisch und erklärt im Hinblick auf die durchwachsene Resonanz seiner bisherigen Songs: "Wenn ich zurückblicke, muss ich sagen, dass sie gar nicht mal so Unrecht damit haben. Einfach, weil ich es noch nie so professionell gesehen habe wie jetzt. Bei der EP habe ich zum ersten Mal den Anspruch gehabt, wirklich nur den besten Shit zu nehmen."
Im August erscheint "90 BPM" über recordJet. Unterstützung erhält er darauf von Said, Bangs und natürlich von Mighty Mo. Bereits wenige Wochen später beginnen die Brüder mit der Promophase für ihr Debütalbum. "Straßenmediziner" und "Gottgewollt" geben erste Einblicke in das für März angekündigte "Champions".
Dass die Karriere eines Vollzeitrappers durchaus mit finanziellen Risiken verbunden ist, weiß auch der studierte Maschinenbauer Nedal Nib. Dennoch legt er Wert darauf, dieses Wagnis einzugehen: "Du musst einfach den Arsch in der Hose haben. Wenn es nicht klappt, dann hast du halt Pech gehabt. Aber dieses 'Nicht klappen' gibt es in meinem Kopf nicht. Das ist meine Lebenseinstellung. Wenn du konstant ablieferst, sehen es die Leute, und irgendwann ist auch mal ein Hit dabei."
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