Gianna Nannini - " Io E Te"

Der richtig rauhe Rock-Zahn scheint Gianna Nannini auf "Io E To" gezogen, darauf verweisen nicht nur persönliche Lebensumstände, sondern besonders das Cover. Mutter ist die italienische Kratzbürste in hohem Alter geworden, auf dem Foto prangt stolz ihr Kugelbauch, die Album-Produktion fiel in die Zeit der Schwangerschaft.

Zwar bedeutet "Io E Te" keine umwälzende Abkehr vom eigenen Stil, doch der Wechsel weg von hoher Rock-Oktanzahl hin zu Babyfläschchen-Kompatibilität fällt unüberhörbar aus. Mit vielen Streichern und großer Geste läutet Gianna auf "Ogni Tanto" ihr sehr gefühlig gehaltenes Album ein.

"Ti Voglio Tanto Bene" verbleibt im Stil einer italienischen Pop-Serenata, "I Wanna Die 4 You" schließt sich dem nahtlos an. Spätestens "Dimentica" bestätigt die Vorahnung: Mit ordentlich Druck und Tempo wird das auf "Io E Te" nichts mehr.

"Perché" verliert sich in lieblicher Belanglosigkeit, auf "Perfetto" kommt erstmals so richtig eine E-Gitarre zum Einsatz. Doch die allgegenwärtigen Geigen stehen auch hier trotzig und besitzstandwahrend im Vordergrund. Vergnüglich zitiert "Rock 2" alte Zeiten, in diesem Fall die Achtziger. Plucker-Beats, gniedelige Designer-Gitarren-Riffs - mit diesem Mix aus Italian Wave und Kim Wilde gelingt Gianna eine kurzweilige Nummer. "Mi Ami" kommt dagegen nicht recht in Fahrt. In "Com'era" gelingt ihr noch ein effektvoll-dramatischer Aufbau.

Ganz zum Schluss kommt Dean Martins "Volare" unter "Nel Blu Dipinto Di Blu" zu neuen Ehren. Doch dem smarten Entertainer kann Gianna nicht das Wasser reichen, im Gegenteil. Unausgegoren inszeniert und in ein langweilig umherrumpelndes Rock-Arrangement gepresst, fällt das Unterfangen überflüssig aus.

Auch Produzent Will Malone (Adele, The Verve) konnte aus dieser Durchschnittlichkeit keine Klasse-Tracks zaubern. "Io E Te" hat kräftig was vom Ruch eines betulichen Befindlichkeitsalbums - was es letztlich auch darstellt.