laut.de-Biographie
Gianni
"Der Sizilianer, hart wie Stein und nicht wie Rama/Vernichte Firmenfeinde wie ein Flugzeug über Yokohama/Wie Shakesspeare bring ich Drama, Tu bar da bianca/Ich entführ dich wie Tanker/Erpress Scheiche, sprenge dich wie Deiche/Hinterlasse Leichen, wie Sarotti ohne Gleichen/bring dich zum Schwitzen wie tropisches Klima/Und alles nur aus Liebe zur Firma." (Gianni in Die Firma, "Aktionäre" 1997)
Irgendwie kennt man ihn oder hat ihn schon irgendwo mal gesehen, doch die wenigsten wissen, wer er ist, was er macht und wie er zum Hip Hop kommt. Die Rede ist von Gianni, seines Zeichens Rapschwergewicht der Kölner Firma, der bis zum Spätsommer 2001 nur als Feature-Artists bzw. als der Mann im Hintergrund in Erscheinung tritt. So ziert er auf Grund unverkennbarer Ähnlichkeit die Moses P-Coververarschung von Creme De La Creme. Auch auf den zwei Crewfotos der ersten Firmenplatte "Spiel des Lebens, Spiel des Todes", sowie im ersten Video "Scheiß Auf die Hookline" wirft Gianni seinen großen, breiten Schatten. Doch beim Debut der Firma macht er zum ersten Mal mit dem oben dargestellten legendären Achtzeiler-Rap auf sich aufmerksam.
Der Song "Aktionäre" ist der obligatorische Posse-Track, denn neben Gianni und den Emcees der Firma Tatwaffe und Def Benski sind noch so illustre Rapper wie Curse, Schivv, Rotzlöffel (DCS), die RAG-Crew, Altmeister Scope und die Heidelberger Stieber Twins dabei. Das Lied ist eins der vielen Highlights der Scheibe und überzeugt mit viel Tempo sowie einer hypnotischen Klavierharmonie. Über den Beat von Produzent Fader Gladiator können die beteiligten Rapper ihre Texte ausbreiten, die das Gleichnis Börse=Hip Hop zum Thema haben. Giannis Part ist zwar keine lyrische Offenbarung, aber er sammelt mit seinem etwas heiser-krächzenden Flow und dem italienischen Akzent einige Pluspunkte.
"Ich war so etwas wie das unbeschriebene Blatt, das so gut wie gar niemand kannte. Es ist ein phantastisches Gefühl, wenn du plötzlich auf der Bühne stehst und die Leute singen deinen Achtzeiler mit. Das hat mich absolut umgehauen. Da wusste ich endlich, ich will ein Soloalbum machen." Bis es soweit ist, muss sich Gianni jedoch erst noch seine Sporen im Rapgame und in der Hip Hop-Szene verdienen. Zwar kennt er Def Benski und Tatwaffe (beide Die Firma) bereits seit frühester Jugend, aber der Reim aus "Aktionäre" ist sein allererstes, raptechnisches Lebenszeichen und seine Skills sind trotz der vergebenen Pluspunkte noch längst nicht ausgereift. "Mir waren Namen wie Curse oder Stieber Twins bis zu den Aufnahmen des Tracks nicht gerade geläufig."
Steter Tropfen höhlt den Stein, und so kann Gianni '99 auf dem zweiten Album der Firma schon mit drei Features aufwarten, "Kampf der Titanen", "Reiter der Apokalypse" und "Arche Noah". Wieder zwei Jahre später ist es so weit. Auf "Der innere Kreis" seines Produzenten Fader Gladiator darf Gianni mit dem Solotrack "Der Schakal" endlich zeigen, was in ihm steckt. Gianni nimmt sich die Geschichte des Attentäters "Der Schakal" zum Vorbild und transferiert diese auf sein eigenes Leben. Der Fader-Beat zeichnet sich wie immer durch viel Pathos und klassische Bombast-Samples aus und passt daher sehr gut zur spannenden Story.
Ende August folgt sein Debutalbum "Der Sizilianer" und überrascht mit sehr nachdenklichen, melancholischen Songs. Zwar sitzt auch hier wieder Fader Gladiator an den Reglern, doch die Platte wird eher von eingängigen Hooks als von harten Streicherorgien dominiert. Vergleicht man dann noch Giannis Reime mit seinem Aktionär-Rap, fällt auf, dass sich sein Flow und seine Lyrik weiter entwickelt haben. Die gepresste, krächzende Stimme und der Akzent sind fast völlig verschwunden. An ihren Stelle tritt jetzt ein durchdachter und sanfter Style, der gerade durch seine Gelassenheit an Gewicht gewinnt. Das ist auch kein Wunder, da Gianni bereits stolzer Vater einer Tochter ist. "Ich wollte einfach nicht in jedem Lied zwanzigmal Ficken oder Fotze sagen, denn ich möchte meine Platte nie vor meiner Tochter wegschließen müssen." (Juice 09-01) Zudem weiß er, wovon redet, wenn er zum Beispiel eine (wahre) Geschichte über seinen Vater erzählt, der zehn Jahre im Knast verbracht hat. Er hat halt Wichtigeres zu sagen, als pausenlos den Battle-Oberclown zu spielen. "Ich spreche entweder über Gefühle oder erzähle Geschichten." (Juice 09-01)
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