laut.de-Kritik
Jüdische Mystik abseits von Madonna und Britney Spears.
Review von Daniel StraubDer jüdische Mystizismus ist seit längerem wieder schwer im Kommen. Zumindest bei Prominenten steht die Jahrhunderte alte Lehre hoch im Kurs. Madonna entdeckte die Kabbala jüngst genauso für sich, wie Britney Spears oder ihre schauspielernden Kolleginnen Paris Hilton und Winona Ryder. Während Madonna & Co. ihre neu entdeckte Spiritualität möglichst plakativ zur Schau stellen und sie damit als esoterische Modeerscheinung entlarven, wählt der jüdische Musiker Giora Feidman den Zugang des Insiders zur Kabbala.
Für Feidman, Gründer der Safad-Foundation, die sich um das Erbe des jüdischen Mystizismus verdient macht, gehört die spirituelle Welt des Judentums seit Jahren zu seinem Leben. Zudem ist der weltweit geschätzte Klarinettist mit der erfahrenen Kabbala-Studentin und Künstlerin Ora Bat Chaim verheiratet, die auch für eine Komposition auf "Safad" verantwortlich zeichnet. Das Safad Chambre Orchestra spielt unter der Leitung des Newcomers Markus Poschner, der jüngst mit dem Deutschen Dirigentenpreis 2004 des Deutschen Musikrates ausgezeichnet wurde.
"Safad" verleiht dem Vermächtnis jüdischer Kultur auf virtuose Art eine Stimme. Inspiriert von jenem Ort oberhalb des See Genezareth, der das jüdische kulturelle Leben maßgeblich bereicherte, löst sich Feidman von seinen südamerikanischen Wurzeln und taucht stattdessen in die mysteriöse Zahlen-Welt der Kabbala ein. In Musik umgesetzt, bricht sich die spirituelle Welt des Judentums in sechs Stücken Bahn, deren gemeinsames Merkmal Ausgewogenheit und Ruhe ist.
Feidman begeht hier zum Glück nicht den Fehler, in esoterisch-beliebige Klanglandschaften abzudriften. Dafür liegen ihm seine jüdischen Wurzeln viel zu sehr am Herzen, als dass er einer verkitschten Darstellung das Wort reden wollte. Vielmehr trägt er den Geist der Kabbala in sich und lässt ihn in ganz unterschiedlicher Form aus seiner Klarinette strömen. Mal besinnlich meditativ wie bei "Safad", mal von energischer Spielfreude getrieben wie im Falle von "In Chassidic Mood".
Nach seinem Ausflug zu Mozart und der Interpretation von Kompositionen seiner Frau Ora Bat Chaim, wendet sich Giora Feidman mit "Safad" einmal mehr dem klassischen Orchester zu. Während er auf Tournee gerne in kleiner Besetzung südamerikanische Rhythmen pflegt, zügelt er auf "Safad" sein Temperament und gibt seiner Klarinette eine besinnliche Stimme.
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