laut.de-Kritik

Gegensätze ergeben die schönsten Post-Doom-Verbindungen.

Review von

God Is An Astronaut – gut, es gibt aussagekräftigere Bandnamen. Aber hätten es die Iren mit Worten, würden sie wohl kaum beinahe komplett instrumental musizieren. Außer ein paar Harmonien bleibt Sänger Torsten Kinsella nämlich stumm. Kann er sich angesichts der herausragenden Kompositionen seiner Band aber auch leisten.

Atmosphärisch gibt es wirklich wenige Acts, die mit God Is An Astronaut in der Form von "Helios/Erbus" mithalten können. Man kann gar nicht anders, als sich vollkommen der Musik hinzugeben, in ihr zu versinken. God Is An Astronaut nehmen ihren Hörer an der Hand, führen ihn durch ihren Kosmos.

Der erweist sich als pulsierendes Post-Doom-Reich, in dem sich Noise-Elemente genauso wohl fühlen wie ein nach Anathema klingendes Piano. Ebenso wie die Inselnachbarn um das Brüdertrio Cavanagh verstehen es God Is An Astronaut, Melancholie als positives Gefühl zu verpacken. Die Melodien suhlen sich in Sehnsucht, lassen aber immer Platz für Sonnenstrahlen.

Herausragend dabei: "Vetus Memoria". Dessen Klaviermelodie verdient wie kaum eine andere das Attribut 'schön'. Nach hinten weg dreht dann ein verspacetes Metalriff die Heavy-Schraube ordentlich an. Überhaupt meistern God Is An Astronaut die Übergänge zwischen sanft und hart, melodiös und dreckig mit Bravour. Nie weiß man, wohin das Quintett als nächstes steuert, trotzdem wirkt alles wie aus einem Guss.

Teilweise besitzt "Helios/Erebus" den Charakter epischer Filmmusik, mit dröhnenden Synthesizern eines Hans Zimmer ("Agneya"), dann wieder wäre die naheliegendste Reaktion auf das Gebotene eine introvertierte Headbang-Einlage. Ambientartiges Easy Listening-Gewand à la "Pig Powder" funktioniert aber ebenfalls.

Keiner der Songs ruht sich aber auf einem einzigen Gemütszustand aus. Eines der wichtigsten Elemente des God Is An Astronaut-Sounds ist die Steigerung. Nicht umsonst nennt die Band ihr siebtes Album sowohl nach dem Gott der Finsternis (Erebos) wie auch nach dem der Sonne (Helios). Gegensätze ergeben eben immer noch die schönsten Verbindungen.

Während die Melodie-Instrumente als Satelliten beständig um Sonnen beziehungsweise daraus entstehende schwarze Löcher ("Finem Solis") kreisen, steht in deren Mitte Lloyd Hanneys Schlagzeug: Ein fest verankerterter Dreh- und Angelpunkt. Hanney drängt sich nicht auf, sondern gibt das ruhende Zentrum. Ohne Egoausflüge gestaltet sich sein Spiel trotzdem abwechslungsreich, wahnsinnig tight und präzise. Selbst Songs, in denen er komplett stumm bleibt, prägt er gerade deshalb ("Finem Solis", "Obscura Somnia"). Hervorzuheben ist auch der Titeltrack "Helios Erebus", der ein wunderbar abgestimmtes Zusammenspiel zwischen Lloyd und einer klaren Delaygitarre enthält. Im selben Track offenbart der transparente Soundmix feine Harmonie-Ergänzungen von Bass und Gitarre. Letztere tobt sich kurz darauf noch mit einem Tapping-Pattern über einer der härtesten Passagen des Albums aus.

Und obwohl um die Trademarks der Band zu erkennen im Grunde ein Song genügen würde, hat man nie das Gefühl, es sei schon alles gesagt. Die Reise geht immer weiter, jeder Track gleicht einem Puzzleteil, dessen Gesamtbild auch nach dem Hören aller acht Stücke noch Erweiterungsmöglichkeiten besitzt. Ohne Probleme kann man sich "Helios/Erebus" deshalb drei-, viermal unmittelbar hintereinander geben – langweilig wird es nicht.

Trackliste

  1. 1. Agneya
  2. 2. Pig Powder
  3. 3. Vetus Memoria
  4. 4. Finem Solis
  5. 5. Helios Erebus
  6. 6. Obscura Somnia
  7. 7. Centralia
  8. 8. Sea Of Trees

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