laut.de-Kritik

Zu wenig Power für einen weiteren Paukenschlag.

Review von

Multiplatin-Act in den USA, in Deutschland zuletzt eine große Tour im Vorprogramm von Metallica, ein ebenfalls unglaublich erfolgreiches Akustik-Album und insgesamt vier Grammy-Nominierungen: Das klingt doch eigentlich nach einer Band, die auf dem Höhepunk ihrer Karriere angelangt ist und damit glücklich und zufrieden sein müsste. Anscheinend aber doch nicht, denn für Frontzwerg Sully Erna folgte mental eine schwere Zeit.

Das merkt man dem schlicht "IV" betitelten Album zu jeder Zeit an. "Straight Out Of Line" der Opener vom letzten Album "Faceless", bei dem vor allem Drummer Shannon Larkin die Scheiße aus seinem Drumkit rausprügelte, war ein Testosteronproduzent erster Klasse. Dagegen beginnt "Livin In Sin" beinahe besinnlich, aber auch sehr düster. Zwar gewinnt der Song im Chorus an Fahrt, doch eigentlich hätte ich einen Paukenschlag als Opener erwartet.

Was wäre einfacher gewesen, als mit der Single "Speak" zu eröffnen, die wenigstens den Gashebel ein paar Tacken weiter dreht. Unbändige Power, wie man sie aber von der Band aus Boston gewohnt ist, entfesseln sie auch beim folgenden "The Enemy" leider nur zu selten. Die Nummer hat zwar einen guten Druck, das Riff haben sie aber auch schon auf ihrer letzten Scheibe verbraten, und so richtig kommen sie nicht von der Leine.

Eine Überraschung steht mit "Shine Down" an, das mit Mundharmonica-Intro anfängt und in ein hartes Bluesrock-Riff übergeht, das auch von Metallica zu "Load/Re-Load"-Zeiten stammen könnte. Groovt sehr ordentlich - man will sich schon den Cowboyhut tiefer in die Stirn ziehen und sich ne Kippe anzünden. Dass Sully ein klasse Sänger ist, stand nie zur Debatte, aber so variabel wie hier hat er sich selten zuvor gezeigt.

Daran lässt auch die Ballade "Hollow" keine Zweifel, bei der auch Mama Kicks-Sängerin Lisa Guyer ihre tolle Stimme zum Einsatz bringt. Bevor es aber allzu besinnlich wird, greift "No Rest For the Wicked" auf die gewohnten Godsmack-Elemente zurück. Fette Grooves, das entsprechende Wahwah und Sullys raue Stimme geben dem Song den richtigen Drive.

"Bleeding Me" erinnert eingangs zwar ein wenig an "Babylon Feeling" von Everlast, doch auch hier stimmt die Power bald wieder, die Nummer hat nicht nur dank der Slidegitarre was ungemein Relaxtes. Wessen Geistes Kind "Voodoo Too" ist, sollte schon allein der Name klar machen und das kurze Anklingen von "Voodoo". Ähnliche Aufmachung, ähnlich atmosphärisch, ähnliche Gesangslinien. Nicht schlecht, aber eben alles schon mal gehört.

Nach einem kurzen, weiteren Ausflug in fetzigere Regionen mit "Temptation" steht mit "Mama" schon der nächste balladeske Song an. Allerdings kopieren sie sich dabei nicht selbst, sondern haben damit recht anständiges Material am Start. Das abschließende "One Rainy Day" lässt einmal mehr keinen Zweifel daran, dass sich auch Godsmack sehr über die Alice In Chains-Reunion freuen dürften.

"IV" ist bei weitem nicht der von mir erwartete Hammer geworden, und der eigene Ideenklau geht stellenweise fast schon zu weit. Dennoch hat das Quartett auch 2006 erneut ein paar richtig gute Stücke am Start.

Trackliste

  1. 1. Livin In Sin
  2. 2. Speak
  3. 3. The Enemy
  4. 4. Shine Down
  5. 5. Hollow
  6. 6. No Rest For The Wicked
  7. 7. Bleeding Me
  8. 8. Voodoo Too
  9. 9. Temptation
  10. 10. Mama
  11. 11. One Rainy Day

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