laut.de-Kritik
Mit Bela B. zusammen in den Sonnenuntergang.
Review von Michael SchuhEs gehört zum Schicksal des Götz Alsmann, dass er der Öffentlichkeit bis zum Sankt Nimmerleinstag seines musikalischen Schaffens das selbst erdachte Genre Jazzschlager erklären muss. Die meisten wollen sich einfach nicht die Mühe machen, in eines seiner nunmehr sieben Studioalben hinein zu hören, die er seit 1997 mit derselben Besetzung seiner Götz Alsmann Band aufgenommen hat.
Auch sein neues Werk ändert nichts an der eisernen Regel, wonach es dem beliebten TV-Moderator unmöglich ist, etwas anderes als handwerklich einwandfreie und sprachlich hochwertige Alben abzuliefern.
Mit Bela B. begrüßt Götzimausi auf "Geisterreiter" einen alten Bekannten, der sich ebenfalls beruflich für Ausdruck und kreative Wortwahl einsetzt. Belas Revanche für Alsmanns Beteiligung am Ärzte-Song "Punk Ist ..." fällt auf die deutsche Version von "Ghost Riders In The Sky", in der er nun dunkel "Nachtgeister ziehn vorbei" grummeln darf.
Ansonsten bietet "Engel Oder Teufel" Altbewährtes: schwungvollen Boogie, zarte Balladen, zum Kitsch neigende Hymnen, Chansons, jede Menge Vibraphon-Soli und natürlich wieder superunbekannte Uralt-Schellack-Schätze ("Eine unter Millionen"), die nur ein hoffnungsloser 50er Jahre-Fan wie Alsmann zu Tage fördern kann. Alles auf deutsch, ziemlich schlageresk, jazzig - Jazz-Schlager made by Alsmann eben.
Für die Eingeweihten dürfte von Interesse sein, dass auf den Songs "Misirlou" und "Feiertag" zum ersten Mal des Pianisten Sohn Max an der Drehleier ins Geschehen eingreift. Erstgenannter Surf-Klassiker von 1962, spätestens seit "Pulp Fiction" unsterblich, zählt in seiner gediegen-verspielten Barjazz-Version auch zu den Höhepunkten des Albums.
Dennoch meine ich, dass der "Fritz Lang des swingenden Schlagers" (Alsmann über Alsmann) seit seiner exzellenten Oldie-Hommage "Tabu!" (2003) auf Albumlänge immer häufiger gegen das Phantom Überraschungsarmut ankämpfen muss. Oder spricht hier nur der gestrenge Anhänger seiner Konzerte?
Wie dem auch sei: Seinen ureigenen, mit zahlreichen Awards bedachten Stil, wie oft er ihn auch noch erklären muss, hat der stolze Blue Note-Künstler längst gefunden. Wir gratulieren zum 20-jährigen Bandjubiläum!
3 Kommentare
Ich möchte anmerken, dass Götz Alsmann nicht an "Als ich den Punk erfand" beteiligt war, sondern eine alternative Version von "Punk ist ..." aufgenommen hat. Diese hat es aber letztendlich nicht auf die Platte geschafft, sondern wurde nur als B-Seite veröffentlicht. [klugscheiß/]
wusst ichs doch, es war was mit punk
Allein wg. der "Geisterreiter" werde ich mir das Teil unbedingt zulegen müssen. Der Götz, jaja.