laut.de-Kritik
Britischer Bluesrock zwischen Proberaum und Unplugged-Session
Review von Marc WinkelmannUnzählige Bands sind schon an ihm verzweifelt. Haben ihn entweder zu früh fertiggestellt oder an ihm so lange experimentiert, gemixt, gefeilscht, bis die vielen Ideen auf dem Notenblatt ihre Kraft verloren hatten.
Ja, der Nachfolger zum erfolgsverwöhnten Erstwerk hat es in sich. Gomez wird dies während der Arbeiten zu "Liquid Skin" auch zu spüren bekommen haben. Ein Platinalbum in England für "Bring it on", etliche Auszeichnungen und noch mehr überzeugte Kritiker haben den Druck auf den fünf Engländern definiert. Konnten sie ihm standhalten?
Ja, sie konnten. Denn trotz unzähliger Ideen, die den Weg auf das Album gefunden haben, leidet "Liquid Skin" nicht an Komplexität. Die vielzähligen, teilweise bizarr entstandenen Klangebenen, konnten sorgfältig gebündelt auf die CD gebracht werden.
Allerdings will "Liquid Skin" mehrmals gehört werden. Immer wieder nehmen die Songs überraschende Wendungen. Breaks werden mit einem gezupften Kontrabass oder Dub-Sounds angereichert, bei "Devil Will Ride" trompetet dem Hörer plötzlich ein fröhlicher Mix aus Ska und Gospel-Chor entgegen. Über allem liegt aber stets der bluesige Rock Amerikas und ein Soundmix aus Proberaum und Unplugged-Session.
Einziges Manko ist der nach - einem verschnupften zwar, aber dennoch überdeutlichen - Eddie Vedder klingende Gesang. Der ist wahrlich nicht schlecht und könnte so manchen Imitatorenwettbewerb für sich entscheiden. Doch ein eigener Stil würde dem Gesangstrio Ben Ottewell, Ian Ball und Tom Gray deutlich besser zu Gesicht stehen.
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