laut.de-Biographie
Helen Schneider
Helen Schneider darf man guten Gewissens (wie David Bowie) als ein musikalisches Chamäleon bezeichnen. Ihr Werk gestaltet sich stilistisch vielseitig, das Äußere stets wandelbar. In Deutschland ist sie mit diesem Konzept seit Jahrzehnten erfolgreich.
Dabei sieht es im Leben der New Yorkerin zunächst gar nicht so sehr nach moderner Kunst aus. In jungen Jahren absolviert sie ein klassisches Klavierstudium. Doch es faszinieren sie nicht die alten Meister. Schneider zieht es zur schwarzen Musik, speziell in Richtung Jazz und Blues, sowie dem weißen Rock.
Nach ausgiebigen Touren in den Staaten verschlägt es sie Ende der 70er Jahre nach Deutschland. Hier trifft sie auf ein begeistertes Publikum, das die Frau aus dem Big Apple sofort ins Herz schließt. Sie tritt in der Kultsendung "Bios Bahnhof" auf und geht 1980 gemeinsam mit Rockdino Udo Lindenberg auf Tournee.
Ein Jahr darauf hat sie mit "Rock 'n' Roll Gypsy" ihren größten Singlehit. Der hektische Song avanciert zum Rock-Evergreen und begleitet seitdem die Laufbahn der quirligen Brooklynerin. Ab etwa 1987 erweitert Schneider ihr Repertoire deutlich: Das Musical hat es ihr angetan. Auch einen umjubelten Auftritt an der Seite von Hildegard Knef legt sie hin.
Das Schreiben eigener Lieder gibt Helen Schneider zwischenzeitlich ganz auf. "Songwriting mache ich fast gar nicht mehr. Ich habe immer diese tiefe Befriedigung über diese Lieder und den Drang zu schreiben vermisst. Für mich ist das in erster Linie harte Arbeit. Ich bin wohl einfach eine bessere Sängerin, nicht so sehr Composer."
Dafür arbeitet sie an ihrer Stimme und bringt regelmäßig Schallplatten heraus. Neben den erwähnten Musicals singt sie Brecht/Weill, widmet sich dem Great American Songbook, der Tin Pan Alley und betätigt sich nebenher als Kinderbuchautorin.
Mit dem Programm "A Voice And A Piano" tourt sie von 2003 bis 2005 durch die deutschen Clubs. Auf dem 2007 erscheinenden Album "Like A Woman" präsentiert sich die gebürtige Amerikanerin erneut im Singer/Songwriter-Umfeld.
2010 entdeckt die Wahlberlinerin für sich die Musik ihrer Eltern in persona Bert Kaempfert und dessen Easy Listening-Swing. Spontan nimmt sie unter Mithilfe der SWR Big Band ein Album mit Songs des "Strangers In The Night"-Komponisten auf. Auch Freunde wie Götz Alsmann beteiligen sich an dem ehrgeizigen Projekt.
Dem Musical wird Helen darüber nicht untreu: 2010 übernimmt sie an der Seite von Gunter Gabriel im Stück "I'm Johnny Cash" den Part von Ehefrau June Carter. 2012 rezitiert sie im Theaterstück "Verwandlungen" Gedichte aus der Feder von Anne Sexton.
Im selben Jahr brilliert sie in der Bühnenfassung des Films "Die Reifeprüfung" als Mrs. Robinson und übernimmt eine Rolle in den Aufführungen von "Der Ghetto Swinger". Ab 2014 interpretiert die Künstlerin den Part des Conférenciers in "Cabaret". 2015 bringt sie mit "Collective Memory" ein Studioalbum heraus, das auf überzeugende Weise den Singer/Songwriter-Stil der sechziger und siebziger Jahre neu belebt.
Dem Zeitgeist hechelt Helen Schneider niemals hinterher. Ihre Veröffentlichungen weisen sie über alle Karriere-Jahrzehnte hinweg als äußerst vielseitige und charismatische Künstlerin aus, ob nun als Interpretin von Weill/Brecht-Songs oder als theatralisch agierende Diva Norma Desmond in "Sunset Boulevard".
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