laut.de-Kritik
Langer Atem, kurze Lunte!
Review von Yan VogelEin Fan von Ignite benötigt einen langen Atem. "A War Against You" ist erst die sechste Platte seit der Gründung 1993. Fast eine Dekade mussten die Fans der Polit-Melodic-Hardcorler auf den Nachfolger des superben "Our Darkest Days" warten.
In der Zwischenzeit startete Sänger Zoltán "Zoli" Téglás mit Pennywise für eine dreijährige Liaison durch. Auch die restlichen Bandmitglieder lagen nicht auf der faulen Haut und widmeten sich ihren Sideprojekten. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass Sänger Téglás - vom Timbre her der einzig wahre Klaus Meine - sich in Naturschutzprojekten engagiert, wundert einen nichts mehr.
Haltung bedeutet mehr als Karriere. Einzig das Statement zählt, egal ob nun in Form kulturellen, ökologischen oder politischen Engagements. Das ringt Respekt ab, bedeutet musikalisch betrachtet einen kargen Output. Dieser fällt im hiesigen Fall gewohnt stark aus. Haus- und Hofproducer Cameron Webb behält die Standardeinstellungen bei und fährt eine gewohnt druckvolle Produktion.
Auch ansonsten bleiben sich die Kalifornier treu. Dreh- und Angelpunkt bleibt die charakteristische Stimme des Frontmanns und die versierte Gitarrenarbeit, die rotzt, rockt und rifft. Geschickt variert das Quintett das Tempo zwischen den einzelnen Songs und wirft einen melodischen Angelhaken nach dem anderen aus.
Wer Against Me!, Rise Against oder Bad Religion auf dem Schrein stehen hat, der bekommt hier die reinste Maulsperre. Dass Ignite auch außerhalb der Punk/Melodycore-Szene Respekt genießen, zeigt Machine Heads Interpretation des Openers der letzten Platte "Bleeding". Das leicht abgewandelte Motto "Viel Freund, viel Ehr" trifft hier zu, und so versieht die Band ihren obligatorischen Sound mit einer Prise Metal.
Mit dem Türeintreter und Headbanger "Begin Again" und der im Vergleich zum Rest zarten Halbballade "Work" bildet man einen spannungsgeladenen Rahmen. Dazwischen platziert die Band Hymnen, die zwischen Up- und Midtempo pendeln wie "Descend", "Where I'm From", die Single "Nothing Can Stop Me" oder "You Saved Me".
Die Lunte brennt nur kurz bei einer Songlänge um die drei Minuten. Um so lauter fällt der Knall aus. Zwar zünden nicht alle Refrains, aber ein wirklicher Rohrkrepierer ist nicht zu finden. Hat man die Hook geschluckt, wähnt man sich auf einem geistigen Protestmarsch gegen To-Big-To-Fail-Kapitalisten, Umweltzerstörer, ewig gestrige Nationalisten und Kriegstreiber.
7 Kommentare mit einer Antwort
Die Rezi klingt aber eher nach... ach, was weiß ich schon?!
Der Klaus Meine Vergleich ist aber grandios. Auf die Parallele , so offensichtlich sie auch sein mag, wäre ich nicht gekommen.
Stabiles Album, war genau so zu erwarten. Weiterentwicklung findet woanders statt!
wär mir einen punkt mehr wert, auch ohne fanboibrille.
...eben genau das habe ich gemeint
Achja, kenn ich auch schon ne weile und hab sie letztes Jahr auf dem Rocco live gesehen. Für die Punk/Hardcore Fraktion immer wieder guter Output.
10 Jahre hab ich darauf gewartet. Ich wurde nicht enttäuscht. Solide Platte, aber Our Darkest Days bleibt der Soundtrack meines Lebens.
Muss es mal zum Kampfradeln hören, im Sitzen vor dem Rechner zündet es auf jeden Fall nur so halb. Ich hoffe, dass ich denen nicht entwachsen bin
Verdammt gutes neues Album. Und definitiv ein würdiger Nachfolger von Our Darkest Days. Zoli ist einfach göttlich und zeigt mal wieder was er drauf hat!
1. Begin Again 4/5
2. Nothing Can Stop Me 4/5
3. This is a War 4/5
4. Oh No Not Again 3/5
5. Alive 4/5
6. You Saved Me 4/5
7. Rise Up 5/5
8. Where I'm From 5/5
9. The Suffering 4/5
10. How is this Progress 4/5
11. You Lie 3/5
12. Decsend 4/5
13. Work 5/5
Total: 4,1/5*