laut.de-Kritik
So abwechslungsreich und brutal wie möglich.
Review von Rodney FuchsMit einer Bandgeschichte, die bis ins Jahr 1986 zurückdatiert, gehören Immolation zweifelsohne zu den Veteranen des US-amerikanischen Death Metal. Dabei hat die Band aus dem Bundesstaat New York ihren Sound über zehn Alben stets dem Extremen verschrieben. Das nun schon elfte Album "Acts Of God" zeigt einmal mehr, dass sich Immolation von ihrer musikalischen Vision nicht abbringen lassen. Mit satten 15 Tracks liefern die Amerikaner jede Menge Holz, das voller Splitter eine durchweg harte Sprache spricht.
Zu Beginn stimmt "Abandoned" mit düsteren Gitarrenklängen und einem bedrohlich wirkenden Glockenschlag stimmungsvoll auf den Sound ein. Und wie hätte man es anders erwartet: "An Act Of God" prescht direkt mit technisch versiertem Death Metal nach vorne, der von den tiefen Growls des Sängers getragen wird und keine Brutalität scheut. Der Track zeigt sich aber auch spielfreudig, was sich in kurzen Interludes und wechselnden Riffs sowie kurzen Soli ausdrückt. Dezent verpacken sie im Opener Thrash Metal-Einflüsse, der wie auch die anderen Tracks des Albums vollends aus einem Guss geschmiedet ist.
Zwischen subtilen Black Metal-Einflüssen, die "Broken Prey" in eine Behemoth-eske Ecke schieben, besinnen sich Immolation oft auf einen groovigen Old School-Death Metal-Sound, der gar für einen Funken Eingängigkeit sorgt "Immoral Stain" beginnt mit cleanen Gitarren und zeigt sich als vergleichsweise ruhiger Song, der auch durch eine 'poppige' Grundstruktur und den melodiösen Ansatz im Kopf bleibt.
Es sind immer wieder einzelne Parts wie das Groove-orientierte Ende von "The Age Of No Light", die dafür sorgen, dass die Musik spannend bleibt. Dabei scheuen Immolation auch in den abrasiv gehaltenen Sphären nie vor melodischen Passagen zurück. Eine Strategie, die die Band davor bewahrt, wie andere Death Metal-Gruppen in sinnlosem Geholze zu enden.
Nach einer kurzen Verschnaufpause, die sich im ruhigen und atmosphärisch gestrickten "And The Flames Wept" offenbart, hauen Immolation mit dem letzten Track des Albums noch mal gewaltig in die Magengrube. "Apostle" liefert einen bunten Mix aus Tech Death, Groove und anspruchsvollem Shredding. Die Kombination von "And The Flames Wept" und "Apostle" fasst all das zusammen, was den Sound der vorherigen 45 Minuten auszeichnet.
"Acts Of God" fährt insgesamt einen eindimensionalen Sound auf, der sich auf zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und die zugegeben relativ monotonen Vocals beschränkt. Auch die knapp eine Stunde Spielzeit könnte abschrecken: Denn um sich diesem Album vollständig zu widmen, muss man das Genre wirklich mögen.
"Acts Of God" wirkt aber aufgrund der Spielfreude enorm kurzweilig und zeigt zwischen all den Riffs auch die spielerische Raffinesse der Instrumentalisten. Dabei ist es der Band hoch anzurechnen, dass sie ihren Sound so vielseitig wie möglich präsentiert. Mit diesem Ansatz brechen Immolation aus dem Käfig der vermeintlichen Death Metal-Monotonie aus.
Entgegen dem Vorurteil, dass eine Band, die es bereits seit den 1980er Jahren gibt, irgendwann auf der Stelle tritt, sind die Amis immer noch relevant und legen ein starkes Death Metal-Album hin, das vor allem durch sein abwechslungsreiches Songwriting brilliert.
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