laut.de-Kritik

Nach 50 Jahren noch immer nicht bequem gemacht.

Review von

Jeff Beck hatte Lust auf Veränderung. Nicht, dass er jetzt dem Bluesrock gänzlich den Rücken kehren würde, aber das Zeitgeschehen geht auch an einer Gitarrenlegende, der man ihr Alter irgendwie nicht so recht ansehen will, nicht spurlos vorüber. Sechs Jahre liegt sein letzter Longplayer "Emotion & Commotion" zurück, aber während der 72-Jährige damals noch seine Fühler in die Prog-Ecke steckte, legt er nun mit einem politischen, für seine Verhältnisse richtig rauen Album nach.

Für "Loud Hailer" hat sich Beck mit der Sängerin Rosie Bones und der Gitarristin Carmen Vandenberg von der britischen Band Bones zusammengetan. Das Megaphon ist ordentlich aufgedreht, der Verstärker ebenso. Beck hat etwas loszuwerden. Ein Statement über die schlimmen Dinge, die derzeit so auf der Welt geschehen, wolle er abgeben, ließ er im Vorfeld verlauten. "The Revolution Will Be Televised" heißt der Opener, wir leben schließlich in Zeiten, wo wir der Grausamkeit der Welt in ihrer gesamten Bildhaftigkeit in Echtzeit beiwohnen können. Der Blues stampft ordentlich nach vorne, Becks Sound ist sowieso unvergleichlich. Diesmal hatte er aber, genau wie seine Rhythmusgitarristin, Lust, den Gitarrensound ruhig etwas knarziger zu gestalten.

Nachdem der Opener also stoisch dahinstampft und uns ankündigt, dass wir die Revolution diesmal in High Definition sehen können, geht es um nichts weniger stoisch mit "Live In The Dark" weiter. Die blauen Noten heulen ins Dunkel: "We will dance in the dark / We'll bring candles down to the the dark / We will love in the dark / We'll go home in the dark / We hold hands in the dark /'Cause when you hold hands in the dark / You don't know whose you hold /We're just humans letting the love flow", singt Rosie Bones.

Ordentlich aufs Effektpedal drückt Beck beim Instrumental "Pull It", hier kratzt alles blechern vor sich hin, die Atmosphäre ist sinister, die Drumbeats effektiert. Danach geht es mit wohl vertrautem Bluesrock weiter. Dieser funktioniert bei "Thugs Club" genauso gut wie "Right Now".

Aber es ist längst nicht alles Bluesrock auf "Loud Hailer": "Scared For The Children" entpuppt sich als atmosphärische Ballade mit wunderbarem Beck-Solo. Mit viel Soul geht es im 6/8-Takt bei "Shame" zur Sache, bei "O.I.L. (Can't Get Enough Of That Sticky)" kommt im Anschluss ein beherzter Funk dran. Ganz am Schluss wird es mit "Shrine" noch einmal melancholisch. Dabei stellt Beck in keinem Moment sein eigenes Gitarrenspiel über Song oder Gesang.

Dass "Loud Hailer" trotz aktuellem Bezug kein wirklich modernes Album geworden ist: einerlei. Es zeigt einmal mehr, dass es sich Beck auch nach 50-jähriger Karriere nicht allzu bequem gemacht hat und, wenn schon nicht nach gänzlich neuen Ausdrucksformen und Katalysatoren, so doch nach immer neuen Nuancen sucht. Das tut er mit der für große Solisten nicht immer selbstverständlichen Zurückhaltung und seinem zeitlosen Trademark-Sound. "Loud Hailer" reißt einen zwar nicht vom Hocker, ringt einem aber dennoch Respekt vor Becks Konsequenz ab und ist immerhin eine geglückte Bereicherung für den späten Teil seines wahrlich umfangreichen Backkatalogs.

Trackliste

  1. 1. The Revolution Will Be Televised
  2. 2. Live In The Dark
  3. 3. Pull It
  4. 4. Thugs Club
  5. 5. Scared For The Children
  6. 6. Right Now
  7. 7. Shame
  8. 8. Edna
  9. 9. The Ballad Of The Jersey Wives
  10. 10. O.I.L. (Can't Get Enough Of That Sticky)
  11. 11. Shrine

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Beck Jeff – Loud Hailer €39,93 Frei €42,93
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Beck,Jeff – Loud Hailer [Vinyl LP] €40,45 Frei €43,45

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Jeff Beck

"Technologie betrachte ich als einen Freund, denn es macht keinen Sinn, an Feinden herum zu fummeln", erklärt Jeff Beck auf seiner Homepage zu Beginn …

3 Kommentare

  • Vor 7 Jahren

    Also - erstens - "Loud Hailer" ist ein wirklich modernes Album geworden, dass einen - zweitens - definitiv vom Hocker reisst. Und drittens die Sternenanzahl ist ein Witz. Schlimm, dass eine Woche schon mit soviel Aufregung beginnen muss......

  • Vor 7 Jahren

    Diese Platte ist lächerlich... Das Gittaterngeklampfe ein paar mal hin und her gemischt, plus der versoffenen Stimme der Sängerin. Dazu der Versuch zwischen den Stilen zu springen. Sollte was ganz cooles werden, ging aber voll in die Hose. Tut mir leid die Platte ist schlecht.

  • Vor 7 Jahren

    Ich kenn j.b. seit 46 jahren , diese scheibe hat mich doch positiv überrascht! Es ist ein modernes blues album.!!