laut.de-Kritik

Der Dub-Techno-Pionier auf Inspirationsreise im Senegal.

Review von

Der Berliner Plattenladen Hard Wax genießt rund um die Welt einen exzellenten Ruf. Wer auf House und Techno steht, der schaut bei einem Besuch in der Hauptstadt garantiert auch in der Kreuzberger Hinterhof-Location vorbei. Dort, in der zweiten Reihe und vor neugierigen Blicken verborgen, residiert der Kultladen. Das ist in gewisser Art und Weise auch ein Spiegel der Persönlichkeit seines Besitzers. Der heißt Mark Ernestus und vermeidet so gut es nur geht das Licht der Öffentlichkeit. Wenn er sich äußert, dann vorzugsweise in Form von Musik.

In den 90er Jahren geschah das an der Seite von Moritz von Oswald unter dem Projekttitel Basic Channel. Mit ihren Releases begründete das Duo das Genre Dub-Techno. Später gaben sie den Offbeats einen noch prominenteren Platz in ihrer Arbeit und veröffentlichten unter dem Namen Rhythm & Sound Stücke, die sich zwischen Reggae und elektronischer Musik ihr ganz eigenes Feld erschlossen haben. Mit seinem neuesten Projekt hat sich Mark Ernestus abermals Europa hinter sich gelassen und sich auf Reisen begeben.

Inspiration hat er dieses Mal in Westafrika gefunden, genauer gesagt im Senegal und den dortigen rhythmischen Traditionen. Zusammen mit 13 Mitgliedern der Jeri-Jeri Familie sind im Studio die Stücke von "800% Ngadda" entstanden. Fundament des Sounds auf dem Longplayer bilden die nach Jahrhunderte alter Überlieferung gebauten Trommeln. Hinzu zu den vielschichtigen polyrhythmischen Klängen kommen weitere Instrumente wie Schlagzeug, Bass, Gitarre, Marimba und Gesang. Alle zusammen verbinden sich zu einem dichten Klangkörper.

Allzu analytisch sollte man deswegen nicht an "800% Ngadda" herangehen. Erfolgversprechender ist es da schon, sich einfach dem Fluss der Rhythmen, ihrem Wechselspiel und dem sich daraus ergebenden Klangerlebnis hinzugeben.

Parallel zu "800% Ngadda" sind die Tracks des Longplayers auch als "Ngadda Versions" erschienen. Hier führt Ernestus eine Entwicklung fort, die er schon zu Rhythm & Sound-Zeiten gepflegt hat: Alle Tracks kommen jeweils auch als Instrumentals raus. Für den Rhythmus-Menschen Mark Ernestus das vielleicht sogar noch wichtigere Release als "800% Ngadda".

Trackliste

  1. 1. Gawlo (with Baaba Maal)
  2. 2. Xale (with Mbene Diatta Seck)
  3. 3. Ndeye Gueye (with Doudou Ndiaye Rose)
  4. 4. Mbeuguel Dafa Nekh (with Mbene Diatta Seck)
  5. 5. Casamance (with Ale & Khadim Mboup)
  6. 6. Sama Yaye (with Mbene Diatta Seck)
  7. 7. Bamba (with Mbene Diatta Seck, Ale & Khadim Mboup)
  8. 8. Daguagne

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