laut.de-Kritik

Der Amerikaner schert sich nach wie vor nicht um Blues-Konventionen.

Review von

Joe Bonamassa gehört zweifellos zu den Künstlern der Stunde, wenn es um facettenreiche Neo-Blues-Sounds geht. An sage und schreibe 15 Nr. 1-Bluesalben war der 38-jährige Ausnahmegitarrist aus New Hartford in den vergangenen Jahren beteiligt. Mit seinem neuen Studio-Werk "Blues Of Desperation" geht Bonamassa nun ein weiteres Mal auf Konfrontationskurs, denn ihm gegenüber stehen zahlreiche Genre-Puristen, die mit Bonamassas quirligem Spiel so gar nichts anfangen können.

Wer das gängige Bluesrock-Regelwerk bevorzugt, dem wird Joe nicht erst seit seinem Chartbreaker "Different Shades Of Blues" (2014) ein Dorn im Auge sein. Der Mann mit der Sonnenbrille und der feinen Garderobe tritt eingemeißelte Konventionen schon seit dem Beginn seiner Karriere mit Füßen.

Anno 2016 geht er sogar noch einen Schritt weiter. Gemeinsam mit einer erlesenen Background-Mannschaft und unter der Regie von Langzeit-Produzent Kevin Shirley (Led Zeppelin, Iron Maiden, Journey) pumpt der Sänger und Saitenhexer pures Adrenalin ins schwächelnde Genre-Herz.

Angefangen von den beiden hart rockenden Blueswalzen "This Train" und "Mountain Climbing" über gospelgeschwängerte Schunkler à la "The Valley Runs Low" und "Living Easy" bis hin zu experimentellen Jams im Stile von "Blues Of Desperation" und "Distant Lonesome Train": Bonamassa ist sich für keine Abzweigung zu schade. Er schert überall aus. Und dennoch führt ihn das selbstkreierte Labyrinth immer wieder zurück auf die Hauptstraße in Richtung Bluesrock-Ruhmeshalle.

Irgendwo im Kreise der Geister von B.B. King, Muddy Waters und Gary Moore schwingend, pendelt der Mann, der nahezu jedem seiner Songs ein gewinnbringendes Solo mit hinzufügt, zwischen Altem und Neuem hin und her.

Mit viel Liebe zum Detail präsentiert Joe Bonamassa sein bis dato vielleicht verwegendstes und rauestes Werk. Aufgepeppt mit längeren Soloeinlagen und Jam-Einschüben, die Erinnerungen an die Glanzzeiten von Jeff Beck und Eric Clapton wecken, rattern Songs wie das verrucht sinnliche "Drive" oder das mit großartigen Licks bestückte "No Good Place For The Lonely" an nahezu allem vorbei, was sich dieser Tage unter dem Banner Neo-Blues auf die Reise macht. Wer offen für Neues ist, hat hier seine wahre Freude, Puristen suchen hingegen verärgert das Weite.

Trackliste

  1. 1. This Train
  2. 2. Mountain Climbing
  3. 3. Drive
  4. 4. No Good Place For The Lonely
  5. 5. Blues Of Desperation
  6. 6. The Valley Runs Low
  7. 7. You Left Me Nothing But The Bill And The Blues
  8. 8. Distant Lonesome Train
  9. 9. How Deep This River Runs
  10. 10. Living Easy
  11. 11. What I've Known For A Very Long Time

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7 Kommentare mit 8 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    für mich persönlich einer der begnadensten singer/Songwriter der stunde!!! zum glück gibt es noch solche Unikate... leider konnte ich ihn erst einmal live erleben... kannte ihn bis dato nicht und lies mich überraschen... und seit dem hat er mich in seinen bann gezogen!!! ich wünsche mir noch sehr viel mehr Output von diesem Herrn, denn sein Gesang und seine Vielseitigkeit an der Gitarre sind für mich überragend! besten dank für ein weiteres stück blues auf meine ohren!!!

  • Vor 8 Jahren

    "Der Amerikaner schert sich nach wie vor nicht um Blues-Konventionen."

    Ähem. Genau. Nur noch Clapton ist konventioneller.

  • Vor 8 Jahren

    Was für ein Gitarrist. Die Scheibe hört sich klasse an.

  • Vor 8 Jahren

    Einen der ersten Künstler den ich live erleben durfte. Wurde von nem Kumpel mitgeschleppt. Großartiger Künstler

  • Vor 8 Jahren

    Einer der überbewertetsten Gitarristen und Musiker unserer Zeit. Gniedelt eine Tonleiter rauf, eine runter! Seelenlos hoch hundert. Über Eric Clapton wird gehetzt, dass sich die Balken biegen - dass er quasi nur Clapton und andere Bluesmusiker nachspielt wird völlig ignoriert...

    • Vor 8 Jahren

      zum glück ist musik Kunst... und Kunst geschmacks-Sache... :-) aber dann gleich von überbewertet sprechen?!? nene... nenn mir mal ein paar wirklich gute Gitarristen der Neuzeit und wir können weiter diskutieren... :-) und da von seelenlos zu sprechen... naja... kauf dir mal ne cede und lade dir nicht mp3 mist herunter... :-)

    • Vor 8 Jahren

      Genau! Ne cede!

      Und was sollte das Nennen anderer Gitarristen nun an seiner Argumentation entkräftigen?

    • Vor 8 Jahren

      @ataxia CD...pah...ich kauf nur Vinyl! ;) Gute Gitarristen der Neuzeit...welche? Die seit 1750 laufende Neuzeit?
      Gute Gitarristen der letzten Jahre: Buckethead, Dave Kilminster, Guthrie Govan, Steve Rothery, Hendrik Freischlader, Steve Morse, Derek Trucks, Doyle Bramhall...noch mehr?

    • Vor 8 Jahren

      Bitte kein Name-Dropping.

    • Vor 8 Jahren

      Naja mögen gute dabei sein, aber relevanz = 0.
      Bonamassa ist wohl vor allem Musiker als reiner Techniker und die genannten kommen auch überhaupt nicht alle aus seinem Genre. Der Name-Dropping Vorwurf ist also nicht so ganz unberechtig mMn.

    • Vor 8 Jahren

      Es hieß nenne ein paar wirklich gute Gitarristen.... von Genregitarristen war keine Rede..von 8 dürfen hier 6 durchaus dem Blues zuzurechnen sein..

    • Vor 8 Jahren

      Uii da kennt aber einer viele GItarristen!
      Leider hast du Wes Borland und Ziee Ädsch von U2 vergessen, Michael. Als fachkundiger Experte kennt man die schon würde ich sagen.
      Freischlader und eventuell Bramhall II sind die einzigen aus der Aufzählung, die man stilistisch mit Bonamassa vergleichen kann. Freischlader ist wirklich gut und von seiner Art, Gitarre zu spielen, schon ziemlich nah bei Bonamassa auch wenn er für mein Empfinden nicht an dessen gitarristisches Genie herankommt.

  • Vor 8 Jahren

    Also ich kenne nicht wirklich viel von ihm aber ich habe auch ins neue Album mal rein gehört und alles was mit zu Ohren kam klag doch eigentlich nach verdammt konventioneller Genremusik.

    Er ist sicher ein top Techniker und die Songs fand ich jetzt auch nicht wirklich schlecht, aber unkonventionell? Es passiert so ziemlich immer genau das was man erwartet wenn man ein paar Blues Sachen kennt.

    • Vor 8 Jahren

      Sein Songwriting bietet ziemlich konventionellen und fett produzierten Blues/Hardrock aber das macht er meiner Meinung nach schon besonders gut, vor allem live ist das stark.