laut.de-Kritik
Beseelt oder von Teufeln geritten - je nach Sichtweise.
Review von Daniel StraubMit dem Album "Freaks R Us" meldet sich Johannes Heil wieder über Albumlänge zurück. Beim Offenbacher Label Klang Elektronik hat er für seinen neuesten Longplayer eine prominente Plattform gefunden. Verbunden damit ist auch eine musikalische Neuausrichtung. Man könnte auch sagen: eine Hommage an den Zeitgeist. Und der wird in der jüngsten Vergangenheit vor allem von einem ausgeprägten Hang zum analytischen Minimalismus geprägt.
Der Wille zur Reduktion zieht sich denn auch wie ein roter Faden durch das aktuelle Album von Johannes Heil. Freilich setzt er dabei nicht zu gänzlich abstrakten Höhenflügen wie ein Richie Hawtin an. Dafür war die Musik von Heil stets zu beseelt oder von Teufeln geritten - je nach Sichtweise. Das ist sie auch im Jahr 2006, auch wenn die zehn Tracks von "Freaks R Us" sich ein einem hohen Maße artifiziell geben.
Sorgfältig in der Wahl seiner Sounds geht Heil auch dieses Mal zu Werke. Nicht umsonst hat er Ende der 90er Jahre als eines der vielversprechendsten Techno-Talente gegolten und wurde von Altstars wie DJ Hell oder Sven Väth als Co-Produzent ins Studio gebeten. Dort fühlt er sich nach wie vor am wohlsten, umgeben von einem eindrucksvollen Maschinenpark.
Was bei "Freaks R Us" von Beginn an auffällt, ist die deutliche Hinwendung zum Dancefloor. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Zeitweise haben mystische Vorstellungen die Tracks von Heil tief durchdrungen und den für die Clubs nötigen Biss aufgesogen. Der zeigt auf "Freaks R Us" jedoch wieder seine Zähne.
Am charmantesten bei den Tracks "Rescue Me" mit seinem eigenwilligen, orientalisch angehauchten Flair und "Tree Of Life", dem vielleicht emotionalsten und zugleich epischsten Stück des gesamten Longplayers. Den konzeptionellen Rahmen der zehn Tracks bildet die jeweils bei etwa sieben Minuten liegende Spielzeit. Hier kommt dann doch noch etwas mystisches Flair in Heils neuestes Album.
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