laut.de-Biographie
Johnossi
Schweden ist bekanntermaßen das Herkunftsland vieler exquisiter Bands. Als drittgrößter Musikexporteur hinter den USA und Großbritannien hat das Königreich schon allerlei Erfolgsbands und Hitsongs hervorgebracht. Und natürlich muss in diesem Zusammenhang auf ABBA verwiesen werden - insbesondere nach dem Welterfolg der vierköpfigen Siebziger-Popband begann man in Schweden explizit Musikförderung zu betreiben. Und weil der skandinavische Staat derart fleißig junge musikalische Talente featuret, haben die Schweden auch einen regen und vielversprechenden Bandoutput – vor allem was die Rocksparte angeht.
Einer dieser Indierock-Schlager "Made in Sweden" ist das Stockholmer Duo John Engelbert und Oscar "Ossi" Bonde. Die beiden lernen sich zu Schulzeiten kennen. John betätigt sich als Singer/Songwriter und fragt seinen Kumpel Ossi um Hilfe bei der Fertigstellung einiger Akustik-Songs.
"Ich hatte schon seit einiger Zeit Songs für mich geschrieben, alleine, auf der Akustikgitarre. Da fühlte ich mich aber ziemlich eingeschränkt. Ich wollte endlich auch mal so richtig losrocken und dafür braucht es einfach fiese Drums. Ich wusste ja, dass Ossi ein sehr guter Drummer ist und dass er viele andere Musiker kennt. Also habe ich ihn eines Tages angerufen und wir haben ausgemacht, mal probeweise gemeinsam zu spielen und zu gucken, was passiert", berichtet John.
Als die Jungs dann zusammenarbeiten, merken beide, wie viel Spaß das macht und gründen eine Band - Johnossi. Nicht gerade einfallsreich, denkt jetzt sicher der eine oder andere - "Schlichtheit ist der Schlüssel", sagen John und Ossi. Vielleicht sind sie ja deswegen auch nur zu zweit?!
John singt und spielt Akustikgitarre, Ossi bedient das Schlagzeug und singt ab und an. Zwei Typen, eine Gitarre, ein Schlagzeug – alles schön unkompliziert, aber deswegen nicht minder qualitativ. Was die beiden da mit ihren Instrumenten und ein wenig Effektkram hermachen, klingt ganz schön rockig – einfache Lösungen sind manchmal eben die besten! "We enjoy a good melody, a catchy tune, a powerful expression, and a fist full of steel", weiß John.
So könnte auch das Rezept für die Songs lauten. Eingängige Melodien und Refrains, kraftvoller Gesang und eine gehörige Portion krachige R'n'R-Gitarren verschmelzen zu einem wuchtigen Klanginferno. Doch Johnossi überzeugen vor allem mit Soundvielfalt, und so erstreckt sich ihr Spektrum auch auf ruhige, melodiöse Songs.
Weil John und Ossi ordentlich ambitioniert rocken, braucht es nur ein paar Auftritte, um einen Plattendeal zu ergattern. Nach drei gespielten Gigs in Stockholms Clubs unterschreibt die Two-Man-Show den ersten Vertrag und legt damit einen Bilderbuchstart hin. Das Duoformat zieht. Kein Grund, sie deswegen gleich mit Jack und Meg White zu vergleichen – das mögen die Jungs überhaupt nicht!
Kritiker spotten, der Unterschied zu den White Stripes bestehe darin, dass Ossi Schlagzeug spielen könne – so viel dazu. Johnossi bauen lieber auf ihren eigenen Sound. Der erinnert ein bisschen an The Soundtrack Of Our Lives, manchmal auch an The Unisex oder Mando Diao. So eine Besetzung als Duo hat außerdem allerlei Vorteile, weiß Ossi: "Ich habe ja schon in verschiedenen anderen Bands gespielt ... da streiten sich dann fünf Leute und jeder hat eine andere Meinung darüber, wos hingehen soll. Hier streiten wir nur zu zweit, das ist konstruktiver."
Nachdem sie ihren Plattendeal sicher haben, nehmen die beiden erste Tracks auf. Bis dato hat John noch gar keinen eigenen Verstärker und Ossi kein eigenes Schlagzeug – wer konnte schon ahnen, dass die Karriere so rasant in Fahrt kommt? Im Anschluss touren Johnossi mit The Soundtrack Of Our Lives und Silverbullit durch Skandinavien.
Sie treten in verschiedenen Clubs auf und bespielen mehrere Festivals in Schweden. Da die Stockholmer Plattenfirma aber nicht so recht aus dem Knick kommt, begibt sich das Duo 2005 auf die Suche nach einem neuen Vertrag und landet letztlich auf V2 Music (Moby, Underworld, Bloc Party, At The Drive-In, Blood Brothers). "Es war ein winziges Label, das einfach keine Ahnung hatte. Die machten null Promotion. Sie freuten sich, wenn wir wieder eine tolle Livekritik bekommen hatten, aber taten selbst gar nichts", so John über die alte Plattenfirma.
Im gleichen Jahr bringen sie das selbstbetitelte Debüt in ihrer Heimat heraus. Der Erstling wird von der Presse hoch gelobt und erhält beste Kritiken. Dummerweise stellt die Stockholmer Palettenfirma nicht genug CDs her – noch ein Grund mehr für den Labelwechsel. "Als die Erstauflage ausverkauft war, pressten sie einfach nicht mehr nach. Sie waren zufrieden. Wir hatten ihre Erwartungen ja schon weit übertroffen. Wir starteten gerade so richtig durch, spielten immer größere Festivalauftritte, aber unsere Platte konnte man nirgends mehr kaufen", erzählt Ossi erbost.
Zum Glück nimmt sich V2 ihrer an und presst noch einige Scheiben nach. Im Mai 2006 werfen sie eine erste EP auf den deutschen Markt ("Execution Song") und treten auf dem Haldern Pop Festival auf. Im September ist der Longplayer auch auf dem deutschen Markt zu haben. Zwei Monate später touren sie gemeinsam mit Razorlight als Support von Mando Diao durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Holland.
Anfang 2007 begibt sich das Dreamteam auf ausgedehnte Solotour und erweitert seine Fanbase. Mit ihrer Mischung aus Rock, Akustik und Pop-Punk erfreuen Johnossi im Februar auch die deutschen Fans. Derweil läuft es für die beiden Kumpels ziemlich gut. "Ich bin gerade in eine bessere Gegend Stockholms in eine größere Wohnung gezogen. Veränderung ist gut. Stillstand ist scheiße", so John. Seinen ersten eigenen Verstärker hat er sich inzwischen auch zugelegt.
Als Johnossi im März 2008 ihr zweites Album "All The Ever Wanted" veröffentlichen, hat John seine Verstärker-Sammlung bereits weiter ausgebaut: "Ich spiele jetzt schon mit vier Amps", freut er sich. Das hört man auch: Während Johnossi immer noch ein Gespür für packende Texte beweisen, mussten die großen Melodien vom Debüt der puren Lautstärke weichen.
Auch beim Nachfolgealbum (2010) setzen die Schweden auf diese Kombination. Die Grundideen zu "Mavericks" steuert John bei. In einem Hotelzimmer hören er und Ossi rund 200 seiner Melodien durch, um den bestmöglichen Sound zu finden. Sie entwickeln und verwerfen Ideen, kürzen und erweitern das Klanggerüst, spielen und hören ganz genau hin. Zu Hilfe holen sich beide ab und zu Lasse Mårtén (Lykke Li, Peter, Bjorn And John, Anna Ternheim, Moneybrother) - doch die Platte entsteht in Eigenproduktion.
Für März 2013 steht die vierte Langrille an - "Transitions" fühle sich an wie ein Johnossi-Reboot, findet das Duo. Wie ein neues Kapitel in der Bandgeschichte. In der Folge veröffentlichen Johnossi in größeren Abständen weitere Alben wie "Blood Jungle" (2017) und "Torch // Flame" (2020).
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