laut.de-Kritik
Ein Prise Retro Charme im Pop-Mainstream.
Review von Josephine Maria BayerSo einfallslos der Titel des neuen Albums, so einfallsreich sind die neuen Klänge der Jonas Brothers: Mit "The Album" wagt sich die ehemalige Teenie-Schwarm-Band in neue musikalische Gewässer. So funkig hat sich das Trio aus New Jersey noch nie angehört. Zugegeben, der aalglatte Gesang klingt immer noch nach Pop-Mainstream. Dennoch scheinen sich Nick, Joe und Kevin mit aller Macht von ihrem Disney Channel-Erbe befreien zu wollen. Die zwölf Songs überraschen mit lockeren Disco-Nummern und gutgelaunten Falsetto-Harmonien - die Bee Gees lassen grüßen.
Für die Produktion der Tracks holten sich die Brüder Jon Bellion an Bord, der zuvor bereits als Produzent für Justin Bieber, Shawn Mendes und Selena Gomez agierte. Bellions Mission: Die Jonas Brothers vom Ballast alter Erwartungen befreien und einen frischen Start ermöglichen. Dieses hehre Ziel wollen die Jonas Brothers mit einem Retro-Vibe erreichen, die Seventies-Einflüssse sind unverkennbar. Satzgesang trifft auf flotte Beats und einen slappenden Bass. Nicht nur der Sound, auch die Songtexte weisen einen Hauch Nostalgie auf.
Allen voran die Single-Auskopplung "Waffle House", in der die Band an ihre Anfänge als Teenie-Idole zurückdenkt. Damals waren sie noch so jung, dass sie nach den Konzerten nicht in Bars gehen durften. Stattdessen hingen die Jungs nach den Shows in Restaurants der Kette "Waffle House" herum, träumten von der Zukunft und sprachen über die wichtigen Dinge im Leben: "Oh, deep conversations at the waffle house."
Mit ihrem locker-flockigen Vibe und Songtiteln wie "Summer In The Hamptons", "Summer Baby" und "Vacation Eyes" begibt sich die Platte ins Rennen um den Sommer-Soundtrack des Jahres. Das gitarrenlastige "Americana" klingt wie eine Kollaboration von Jason Mraz und den Jackson 5. "Celebrate!" beginnt mit einem gospeligen Intro zu dem sich prompt Bläser gesellen. Ein grooviger Bass und Schlagzeug sorgen für gute Laune.
"The Album" bleibt jedoch an vielen Stellen unter seinem Potential. Ein bisschen weniger Autotune hätte gereicht. Auch inhaltlich fehlt es dem Album an Tiefe. Repetitiv wird es in "Sail Away" und "Wings": "Ceiling, ceiling ceiling" wird hier gepaart mit "Feeling, feeling, feeling".
In "Summer In The Hamptons" wirkt der Gesang merkwürdig, wie vorgespult, und auch das flache Pop-Arrangement überzeugt nicht wirklich. Während "Montana Sky" mit einer frischen, eingängigen Melodie, und optimistischem Arrangement besticht, klingen die gesanglichen Harmonien ein wenig zu glatt und poliert. Der abschließende Track "Walls" eignet sich mit seiner steigenden Dynamik sicher als krönender Abschluss bei Live-Shows, in der Album-Version wirkt das chaotische Ende jedoch eher anstrengend. Schade, denn "The Album" ist mit seinen charmanten Seventies-Sounds das bisher spannendste, was die Gebrüder Jonas erschaffen haben.
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