laut.de-Kritik
Mit LoFi-Ästhetik und gemäßigter Indierock-Attitüde.
Review von Martin LeuteEs ist bemerkenswert, mit welcher Verlässlichkeit die kanadische Singer/Songwriterin in regelmäßigen Abständen großartige Werke auf den Markt bringt. Die elektrisch verstärkte Phase mit ihrer einstigen Band Eric's Trip fällt auf ihrem mittlerweile achten Album als Soloartistin genauso ins Gewicht wie die reduzierte Zärtlichkeit auf ihren Alben "Herart & Crime" (2002) oder dem famosen "Goodnight Nobody" (2004).
"I'm living the life of dreams/ I'm living the life of dreams/ with good people all around/ I'm living the life of dream s..." singt sie im Opener zu Vogelgezwitscher und sparsam geschlagener Akustischen. In Moldy Peaches-Manier geht das Leben hier in der Komplexreduktion und vermeintlichen Naivität wunderbar auf.
Gesanglich und atmosphärisch pendelt sie immer irgendwo zwischen Cat Power, Mazzy Star und Liz Phair und malt im weiteren Verlauf ihre schlichten Melodien mit der E-Gitarre, dem Bass (Rick White) und dem Schlagzeug (Fred Squire) auch mal kratzbürstig bis rau aus, ohne aber die Harmonie ihrer Lieder zu gefährden.
Während "Nice To Come Home" mit weichem Fingerpicking noch die entzückende Lieblichkeit des Openers ausnimmt und an Kimya Dawson erinnert, lässt sie in Stücken wie "Lovers Of The World" das Schlagzeug dynamisch wirbeln und den Bass fließen und im flächigen "Consolation Price" die verzerrte Gitarre zu flottem Beat und immer wieder effektvoll gedoppeltem Gesang erst gar nicht zur Ruhe kommen.
Das unkonventionelle "Heavy Snow" gefällt mit immer wieder anhebender, in dumpfen Hall gelegten Gitarrenriffs, die den weichen Gesang schräg kontrastieren; die tolle Meodie in "Tailor" wird dagegen getragen von Pauken- und Bassschlägen.
Die Stimmung der Julie Doiron ist hörbar gut, was sich neben der expressiven Instrumentierung auch an den optimistischen lyrischen Stimmungsbildern ablesen lässt. Das Album endet nach dem Psyhedelic-Folk-Instrumental "Blue" wie es begonnen hat mit der Bekundung des schönen Lebens: "Every day/ every night/ I tell myself in this beautiful light/ that I'm glad to be alive", singt sie in "Glad To Be Alive" schmunzelnd zu schepperndem Fingerpicking.
Julie Doiron hat sich mit ihren Platten als durchaus wandelbar erwiesen, wobei die hohe Qualität ihres mit zurückhaltender Geste vorgetragenem Songwriting die Konstante bildet. Mit der LoFi-Ästhetik und der gemäßigten Indierock-Attitüde auf "I Can Wonder What You Did With Your Day" stellt sie Können erneut äußerst charmant unter Beweis.
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