laut.de-Kritik
"Oh Mädchen, wenn ich dein Freund wäre ..."
Review von Amelie KöpplMan nehme: einen neuen Haarschnitt, ein neu aufgezogenes Image, ganz viel PR, und fertig ist der neue Bieber. Doch schon beim ersten Track "All Around The World" holt ihn seine alte Bieber-Frise wieder ein. Zwar lässt er hier im bisher nicht gekannten Übermaß dem Dance freien Lauf, doch dürfte er sich mit seinem neu gewonnenen Kumpel Autotune kaum neue Freunde machen.
"Boyfriend" ist der Track, über den sich weltweit Millionen von Fans den Kopf zerbrochen haben. Denn der Bieber rappt. So wird es zumindest behauptet. Für Nicht-Belieber klingt es eher nach einem matschigen Abklatsch eines Hits seines Namensvetters Timberlake, der den großen Deal mit dem Youngster verpasst hat. Texte die auf deutsch so viel heißen wie "Oh Mädchen, wenn ich dein Freund wäre, würde ich dich niemals gehen lassen" sind übrigens erst der Anfang allen schmalzigen Übels, dem noch weitere 14 'Höhepunkte' folgen.
Bei "As Long As You Love Me" wirft es Biebs nicht nur textlich zurück auf seine alte Schiene. Dieses Mischmasch aus Dance, Dubstep und Rap erscheint im Licht schwacher Liebeserklärungen von Big Sean kein Stückchen besser. (Das mag vor allem seinem Ursprung im naheliegenden Vergleich mit dem gleichnamigen Hit der Backstreet Boys haben.) Die nächsten vier Tracks hätte man sich auf dem ohnehin 16 Songs umfassenden Album locker sparen können. Denn sie bestätigen weder ein neues Image, noch sind sie von besonderer Qualität.
Anders, zumindest was diese Image-Umkrempelei betrifft, verhält es sich da mit "Beauty And The Beast". Hier geht "Justiiiiiiiiin" mit Nicki Minaj erstmal steil. Scheinbar handelt es sich bei diesem Track um eine - och Gott, wie süß - Liebeserklärung an sein Disney-Häschen Selena Gomez. Denn auf "Body rock / Girl, I can feel your body rock!" antwortet die Minaj mit "I gotta keep my eye out for Seleeena". Bei solchen Schmonzetten ist so langsam mal echt der Lack ab.
"One Love" ist schließlich der Beweis dafür, dass manche Songs sich aufgrund ihres abgegriffenen Titels schon im vornherein einer objektiven Beurteilung entziehen. Auch "Believe" ist schon allein dem Namen nach ein schon tausendfach wiederholtes Klischee: "Where would I be if you didn't believe" ist als eine Zusammensetzung aus Gospelchor und dramatischem schleppendem Bass der ideale Fansong eines Teenies an seine minderjährigen Fans.
Weg vom perfekten Schwiegersohn wendet sich der Bieber in "Out Of Town Girl" wieder seinem 'Raptalent' zu. Hier kehrt er seine Versuche im Sprechgesang aber statt mit viel Synthie-Arbeit mit einer guten Portion Gitarrengeschrubbel unter den Teppich.
Ähnliche Fehltritte kündigen die eingespielten Kameramechanik-Sound am Anfang von "She Don't Like The Lights" an. Doch selbst diese eigenwilligen Mischungen täuschen nicht mehr über den Eindruck hinweg, dass der Bieber trotz versteigerter Haare immer noch der gleiche Pop-Bubi ist. Das einzig Neue an diesem Kerlchen sind lediglich seine Produzenten.
Justin Bieber, der Social-Network-Casanova des 21. Jahrhunderts, ist auch auf seinem vierten Album nicht ernster zu nehmen als mit 15. Denn wer mit 18 schon von ewiger Liebe und echten Gefühlen schwadroniert, erntet bei seriösen Musikliebhabern keine Lorbeeren. Ob neues Image oder nicht, der junge Kanadier bleibt seinem alten Ich treu. Na wenigstens etwas.
61 Kommentare
rofl darauf hab ich gewartet. Mal sehen ob sich die Review mit derer der Tageszeitung deckt.
Mein Tipp: nein.
mal lesen.
ja ziemlich das Gegenteil von meiner Tageszeitung. Wen wunderts auch. Da wurde es als "er wird erwachsen"-Blablubb gefeiert ... na was solls.
Die Rezensionen sind jedenfalls amüsanter als das Album selber.
Komisch, von dem liest man immer und überall, aber Musik hab ich von dem noch nie irgendwo gehört?!
Hatte der schonmal nen Hit in Deutschland?
Besser hät ichs nicht darlegen können!
@CafPow (« Ach Depri-Indi-Rock sind halt so sachen, die uns zum Nachdenken anregen und Gefühle mobilisieren. Da kanns schonmal auch heftig werden wenn man damit nicht klar kommt. Grade als Justin Bieber hörer mit der Mentalen Aufnahmefähigkeit eines Kaffeelöffels kriegt man da natürlich Overload. Spiel solchen leuten mal Tool vor und du siehst ihre Köpfe in Zeitlupentempo explodieren.
Ist dasselbe Phänomen wie Gottes Stimme in "Dogma". »):
....böse....
mhm das Lied heißt 'Beauty And A Beat' und nicht Beauty And The Beast'