laut.de-Kritik
Der Underworld-Frontmann pluckert, dudelt und fudelt.
Review von Alexander CordasDas eine Drittel von Underworld kommt zum ersten Mal mit einem Solo-Album um die Ecke. Karl Hyde hat sich wirklich lange Zeit gelassen, um unter seinem eigenen Namen etwas zu produzieren. Wer nun jedoch etwas erwartet, das Underworld ähnelt, wird bitterlich enttäuscht. Vielmehr klingt Hyde alleine sehr reduziert. Da ist zuallererst diese Stimme, die man sofort erkennt. Der typische skandierende Stil, mit dem er seine Texte zum Besten gibt, ist auch hier zu hören. Die Musik um die Lyrics klingt jedoch eher nach Slam Poetry oder Singer/Songwriter als nach Rave und Party.
"The Night Slips Us Smiling Underneath Its Dress" hält außer einem monströs langen Songtitel kaum etwas parat. Okay, der Beat softet ganz nett vor sich hin, die umher schwirrenden Melodien klingen luftig und leicht. Als verhaltener Auftakt könnte der Opener sich ganz gut machen. Dann aber folgen Leere, Ödnis sowie schaler und brackiger Klangwust.
Stringenz tönt nämlich anders. Vielmehr wirken die Stücke oft wie aus dem Ärmel geschüttelte Improvisationen, die auf einer Idee aufbauen, diese aber nicht weiter entwickeln. "Angel Café" muss hier als Negativbeispiel herhalten. Irgendwann im Laufe der vier Minuten klinkt sich die Aufmerksamkeit aus, und man verfolgt Hyde nur noch mit einem Ohr, wie er da so vor sich hin faselt. "Cut Clouds" besitzt eine ähnliche Struktur. Ein, zwei ambientartige Gitarrentöne, Piano-Geklimper, Klöppelei auf der Glasflasche und Hydes entrücktes Geplapper: Fertig ist das dreiminütige Schlaflied.
Was das Ganze soll, ist nicht erfahrbar. Wenn man sich klischeehafte musikalische Esoterik-Improvisationen vorstellen würde, Karl Hyde wäre der Oberguru. Om! Oder vielleicht ist "Edgeland" auch nur ein Kiffer-Experiment. Man nehme ein paar Sounds, shuffelt sich die Instrumentals aus dem Rechner und denke an den letzten Thailand-Urlaub. Es sprudelt und salbadert aus Hyde nur so heraus. Welche Droge es auch war, die für die hier verfolgbaren Bewusstseinszustände verantwortlich zeichnet: Sie gehört verboten.
"The Boy With The Jigsaw Puzzle" muss ein Witz sein. Gesang (so man denn davon sprechen kann) und Musik (wenn man sie als solche bezeichnen möchte) passen so gut zusammen wie eine 6er-Schraube und ein 13er-Schlüssel. Da fummelt der eine am anderen vorbei, ohne das Reibungs- oder geschweige denn Berührungspunkte entstünden. Hyde fudelt, dudelt und pluckert sich durch seine neun Skizzen. In "Your Perfume Was The Best Thing" sabbelt er etwas von "the impact never came", und das markiert dann den einzigen Moment auf dem kompletten Album, an dem man ihm komplett zustimmen mag. Am Ende steht das größte Fragezeichen in der musikalischen Karriere des Underworld-Frontmannes.
Aber das Cover ist hübsch!
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