laut.de-Biographie
Kavinsky
Geboren aus dem Geiste des French-House-Producers Vincent Belorgey, geboren 1975, fungiert Kavinsky als dessen Alter Ego. Nach vielen Jahren als Schauspieler findet der Parisienne erst 2005 nach Ermutigung seitens Mr. Oizo und Jackson Fourgeaud (Jackson And His Computerband) zur Musik und erfindet dabei die Figur Kavinsky.
Dabei handelt es sich um einen 18-Jährigen, der 1986 in einem Ferrari Testarossa ums Leben kommt und seither als Zombie sein musikalisches Unwesen treibt. Stets mit Sonnenbrille, Collegejacke und neben einem Testarossa abgebildet, dient Belorgey die Kunstfigur als unverzichtbare Inspirationsquelle.
"Kavinsky ist im Prinzip der Typ, der ich gern wäre", sagt der Franzose. "Ich brauche einen Charakter, um Musik machen zu können. Einfach so Musik zu machen, ist für mich Nonsens. Ich sehe mich selbst nicht als Musiker, weil ich kein Instrument spielen kann. Ich kann gar nichts. Deswegen mache ich die Musik selbst, nur mit zwei Fingern. Und deswegen habe ich auch diesen Charakter kreiert, damit ich einer Linie folgen kann."
Diese Linie basiert vor allem auf einer Leidenschaft für die Synthpop-Soundtracks der 1980er Jahre. Angeregt von den Hunderten Filmen, die Kavinsky in der Jugend sieht, fasst er deren neonfarbene Scores seit 2006 auf EPs und 2013 auch auf Albumlänge geschickt zusammen.
"Ich will, dass meine Musik wie ein Soundtrack klingt und nicht wie ein gewöhnliches Elektroalbum", erklärt er. "Um so cineastische Bilder zu erzeugen, brauche ich wiederum Bilder in meinem Kopf. Und deswegen habe ich das Projekt so gestaltet." Dazu gehören dann auch ein begleitendes Retro-Videospiel mit dem Werbeslogan: "The first ever video game based on a record", sowie der Track "Nightcall".
Damit gelingt Kavinsky der Sprung in neue Aufmerksamkeitsdimensionen, als es auf dem Soundtrack zum stark 80er-beeinflussten Kinoerfolg "Drive" Verwendung findet. Hohe zweistellige Millionen YouTube-Plays sprechen eine eindeutige Sprache.
Das Scheinwerferlicht fällt in der Folge auch auf das Debüt "OutRun", das sein Freund SebastiAn vom legendären Ed Banger-Label produziert. Den lernt er, ebenso wie Ed Banger-Boss Pedro Winter, 2004 zunächst über MySpace kennen. Dank dieser Verbindungen geht Belorgey später im Vorprogramm von Daft Punk auf Tournee. Darüber hinaus bespielt Kavinsky mit Justice und The Rapture die Clubs der NuRave-Welle der mittleren 2000er.
Trotz seiner offenkundigen Autoleidenschaft sitzt der Produzent übrigens selbst kaum hinter dem Steuer. "Ich habe kein Auto, weil ich in Paris wohne, und in Paris kannst du kein Auto fahren." Dessen ungeachtet bieten seine Tracks perfekte Autofahrmusik.
Der Erfolg von "Nightcall" ist Vincent jedoch nicht geheuer und so taucht er lange Zeit unter. In einem Interview mit NME gibt er zu Protokoll: "Nach dem plötzlichen Erfolg von 'Nightcall' wollte ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich keine neuen Aufnahmen mehr machen. Ich spürte einen gewissen Druck; ich hatte Angst. Ich hatte Angst davor, mir vorzustellen, wie meine Musik nach diesem Erfolg aussehen würde. Ich ging zwei Schritte zurück und begann mir vorzustellen, was ich danach aufnehmen würde, in meinem eigenen Tempo. Ich war mir nicht sicher, was ich als nächstes tun wollte."
Erst 2021 kündigt er mit der Single "Renegade" sein zweites Album "Reborn" an, das er in den Motorbass Studios in Paris aufnimmt, die Philippe Zdar gehörten, der einen Hälfte des Elektro-Duos Cassius. Bei "Reborn" sind Victor Le Masne und Gaspard Augé von Justice die Produzenten, zudem verwendet er kein einziges Sample, sondern ausschließlich echte Instrumente, hinzu kommen viele unbekannte Gastsänger*innen, wie bspw. Morgan Phalen, Prudence, Romuald oder Kareen Lomax.
Zwischen der Planung seiner Musikvideos meint Kavinsky, dass er nach einer langen Zeit der Abwesenheit von Live-Auftritten nun auch in die Planung einer Tournee für das nächste Jahr vertieft ist: "Es wird einige nette Überraschungen geben. Ich arbeite jetzt visuell und musikalisch daran, aber ich bin wirklich gespannt auf das, was kommen wird."
Ob die in seinen Ohren eher futuristisch oder retro klingt? "Futuristisch aus Sicht der 80er Jahre. Es wäre gelogen, würde ich behaupten, dass meine Musik die Musik der Zukunft wäre. Sie steht vollkommen im Heute, ist inspiriert vom Gestern und schaut in die Zukunft."
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