Porträt

laut.de-Biographie

Ken Carson

Was macht einen guten Soundcloud-Rapper? Bunte Dreads? Gesichtstattoos? Hits auf Vine oder TikTok? All das mag stimmen – und es stimmt auch bei unserem heutigen Versuchskaninchen. Aber da ist etwas tieferes, das alle Rapperinnen und Rapper der ersten Soundcloud-Welle vereint: Eine an Ignoranz grenzende Zuversicht darin, dass man gerade am coolsten Ding der Welt dran ist. Das ist dieser High-Fashion gedanke: Der Shit ist cool, weil er cool ist – und coole Leute sind da, wo der coole Shit ist. Noch fragen? Also: Gestatten, Ken Carson, ein cooles Kid vor dem Herren.

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Seine Rap-Philosophie, so formuliert er in einem Interview, liegt darin, dass die Jüngeren immer Lärm machen müssen. Up to something sein, etwas im Schilde führen. Und der in Atlanta geborene Junge hängt seine Teenager-Zeit nicht nur tief im Internet herum und zockt, er hat auch ein sehr waches Auge auf seine Stadt. In der passiert ab 2013 nämlich Unglaubliches – und spätestens, wenn Lil Uzi Vert, Lil Yachty und 21 Savage 2016 in der XXL-Cypher stehen, merkt ein junger Ken Carson, dass die Zeit für seine Art gekommen ist.

Das ist die Zeit, in der er beginnt als Ken Carson, seines Zeichens "Boy Barbie", Musik ins Internet zu stellen. Seine Klassenkamerad*innen finden das auch schnell cool, und bis 2017/18 wird er ein kleiner Untergrundhype. Zu klein, um überregional davon zu reden, aber man hat von ihm gehört, wenn man tief im Game ist. Und zwei Leute, die sehr tief im Game sind, hören genaueres von ihm: Zuerst ist da TM88, Mitglied der 808 Mafia und Superproduzent der Südstaaten. Der kriegt Ken ganz früh mit, weil die beiden tatsächlich verwandt sind.

Aber dass sein Neffe auch ohne direkten Input schnell Welle macht, macht nicht nur ihn stolz, sondern auch den enigmatischen Playboi Carti auf ihn aufmerksam. 2019 nimmt der ihn unter seine Fittiche, indem er ihn auf das Opium-Label signt. Ein Traum für jeden, der sich als den Coolsten wahrnehmen möchte, denn Carti ist zu dieser Zeit ein mysteriöser Motherfucker, dessen Features und Cosigns trotzdem wie Gold wiegen.

Also macht sich Ken gemeinsam mit seinem Bestie Destroy Lonely an die Arbeit, diesem Ritterschlag gerecht zu werden. 2021 veröffentlicht er das Album "Project X", das auf seine EP namens "Teen X" folgt. Im Folgejahr gibt es schon ein neues Projekt namens "X" - und fast bei all diesen Projekten gibt es mindestens einen Song, der auf TikTok ordentlich viral geht. Inzwischen hat er mit "Yale", "Run + Ran" und "Jennifer's Body" schon ein paar ordentliche Hitter vorzuweisen. Letzterer stammt von seinem 2023 erschienenen "A Great Chaos", ein Album, mit dem er am ersten Tag mehr streamt als das am gleichen Tag erschienene Offset-Projekt und beeindruckende 45.000 in der ersten Woche in den USA verkauft.

Trotzdem ist der Aufstieg dieser neuen Rage-Soundcloud-Generation nicht unumstritten, Ken bekommt immer wieder Steine in den Weg gelegt. Kritiker*innen sind nicht gerade Feuer und Flamme für den Stil, den sie oft etwas zu nah an Carti verorten, und insbesondere der beschäftigste Internet-Musik-Nerd Anthony Fantano drückt ihm ein paar schmetternde Reviews rein; unter anderem eine seiner seltenen 0/10-Besprechungen. Damit reiht sich Ken aber tatsächlich bei seinen Vorbildern ein: Auch die Uzis, Cartis und Yachtys haben nämlich mit ihren ersten Projekten bei diesen Stimmen deutliche Schwierigkeiten gehabt. Ob sich das alles in den kommenden Jahren in ähnliches Wohlgefallen auflösen wird oder nicht, muss sich also zeigen.

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X (2022)

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