laut.de-Kritik

Die Psychobilly-Klingonen nehmen die Lauscher unter Beschuss.

Review von

Fünf Jahre war es nun still um das Psychobilly-Invasions-Kommando der Klingonz. Ganze neun Jahre liegt bereits ihr letzter Longplayer zurück.
Da sich die Gründungsmitglieder jahrelang erfolgreich um ihre Nebenprojekte kümmerten, kam die Nachricht, dass 2002 eine neue Platte erscheine, erfreulich überraschend. Noch leicht ungläubig halte ich nun endlich, über ein Jahr später, das Werk in meinen Händen.
Viel zu oft wird mit einer Reunion-Platte nur Altes wieder lau aufgebacken. Doch nicht in diesem Falle. Das zurückgekehrte Original-Line-Up der Klingonz, bestehend aus Titch, Doyley, Strangy und Mocker, nimmt mit "Up Uranus" die Lauscher heftig unter Beschuss.

Von altersbedingter Bequemlichkeit kann nicht Rede sein. Auch wenn sie im Schunkel- Psychobilly-Track "I'm Old But Used To Be Young" selbstironisch leichte Gebrechen wie ihren Haarverlust kundtun, werden diese Senioren selbstredend jeden unter den Tisch saufen. Einladendender denn je machen die Klingonz bereits auf dem Cover klar, wo der Hammer hängt. Da erübrigt sich dann auch die Diskussion, wer nun unter den besungenen "Sausage Tits" leidet. Die Alterserscheinungen betreffen hier also höchstens den Verlust des Verstandes. So gesehen genau die richtige Basis für eine souveräne Psychobilly-Platte.

Allerdings hat sich im Gegensatz zu früher auf "Up Uranus" zweifellos der Punk-Einfluss verstärkt. In einem rekordverdächtigen Tempo packen die vier Aliens also alle dreizehn Tracks auf eine gute halbe Stunde. Langsamere Stücke wird man daher kaum vermissen- zu kurz ist die Zeit, um zu bemerken, dass womöglich die Ohren bluten. Überrumpelungstaktik = Gute Taktik. Unter diesen Einflüssen steht beispielsweise der Song "Shoot From The Scrotum". Doch der beste punk-lastige Track ist sowohl textlich als auch musikalisch "Don't Label Me". Stücke wie "I'm Old But I Used To Be Young", "Deep Space 69" und das mitreißende "Klownz" mit seinen Toy Dolls-artigen Einschüben rücken dagegen wohltuend Strangys Slap Bass wieder in den Mittelpunkt.

Leider hat Titch die vergangenen Jahre wohl hauptsächlich dazu genutzt, viel Whiskey über seine Stimmbänder fließen zu lassen, da auf "Up Uranus" so gut wie keine Stücke mehr vorkommen, auf welchen seine einst klarere Stimme zu hören ist. Diesen Part übernimmt statt dessen beispielsweise für "Spawn" Kollege Ghastly Ghoulmore von Karloff (Ex- Numbskulls).

Da Klingonz–Songs für gewöhnlich meist von Science Fiction Movies inspiriert sind, stellt "Suburban Cemetary" einen für diese Platte eher unüblichen Track dar. Eingeleitet von Hammond-Orgel und Jack Marshall- Riffs à la "The Munsters" dreht es sich hier zur Abwechslung um Gruselfilm- und Friedhofsstimmung. Das größte Schmunzeln und den größten Mitsing-Reiz erzeugt aber das eigentümliche "Hoobla Haabla" mit Titches verrückt gewordenen Muppets-Stimme.

Eine schwache und bequeme Vorstellung kann man den vier Klingonen also sicherlich nicht vorwerfen. Letztendlich geht mir aber durch Titches durchgehend raues Organ zu viel an Melodie verloren. Ein paar Tracks mit den Zutaten von "I'm Old", "Klownz" und "Hoobla Haabla" hätten meiner Meinung nach noch den letzten Kick gegeben. War auf den ersten Alben der Rockabilly–Einfluss noch deutlich zu hören, knüpft diese Scheibe eher an "Böllöx", die letzte Studioplatte, an. Wer auf durchgeknallten Punkabilly steht, ist aber garantiert bestens bedient.

Trackliste

  1. 1. Cybermong
  2. 2. Spawn
  3. 3. I'm Old (But I Used To Be Young)
  4. 4. Deepspace 69
  5. 5. Sausage Tits
  6. 6. Don't Label Me
  7. 7. Polytoxomaniac
  8. 8. Klownz
  9. 9. Suburban Cemetary
  10. 10. Shoot From The Scrotum
  11. 11. Hoobla Haabla
  12. 12. Get Me There
  13. 13. Drink Fight Fuck

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