laut.de-Biographie
Kopfsport
"Wenn der Mond in Massivs Ghetto kracht, geht Augsburg eh den Lech runter", glaubt DJ First Strike. Bei seiner Crew Kopfsport hält man es da aber mit einem Zitat, das Martin Luther zugeschrieben wird: "Wenn ich wüsste, dass morgen der jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen."
2008 vom Magazin Prinz zu einem der Newcomer des Jahres gewählt, reichen die musikalischen Wurzeln doch längst tiefer in die deutsche Hip Hop-Geschichte. Seit Mitte der 90er treiben sich die Rapper Daster und Menace sowie ihr Plattendreher First Strike bereits in der deutschen Rap-Landschaft herum.
Während letzterer, inspiriert von Kollegen wie DJ Stylewarz, Mirko Machine und und Funky Chris, eifrig Platten dreht, sammeln die beiden anderen Herren Erfahrungen am Mikrofon. Daster, der eigentlich aus der Writerszene stammt, rappt bei der Landsberger Combo Chefetage, mit der er mehrere Maxis und eine EP veröffentlicht.
Menace, der heimliche Pop-Fan im Team, beginnt als Mitglied der So Twinz und der Dichtergilde in Augsburg, seine Reime in die Welt zu posaunen. Auf diversen Jams und Konzerten lernt man sich kennen und schätzen. Sampler-Beiträge (unter anderem bei Plattenpapzt und Roey Marquis II) und gegenseitige Feature-Auftritte folgen.
Auf Menace' Solo-Album "Blut, Schweiß und Tränen" treffen erstmals alle drei aufeinander. Wenn die Chemie stimmt, hilft nix: Mitte 2007 fügen sich die Herren in ihr Schicksal und stürzen sich in den Kräfte zehrenden Prozess einer Namensfindung. "Wenn einem nichts einfällt, kommt man auf Kopfsport."
Daster erinnert sich gegenüber rappers-guide.com: "Menace hat mich gefragt was ich für ihn tun könnte damit er nicht anfängt zu FC Bayern München-Spielen zu gehen. Ich habe ihm eine BVB-Pudelmütze geschenkt und ihn zur ersten Kopfsport-Probe mitgenommen. Der Rest ging von alleine. Vor allem weil Firsty der einzige BVB-Fan Augsburgs war, der cutten und produzieren konnte."
Wo der Kopf trainiert wird, folgt die Leibesertüchtigung auf dem Fuße: König Fußball regiert hörbar auch die Herzen der drei Augsburger. Abgesehen davon setzen die beiden produzierenden Jungs, nämlich Menace und First Strike, auf samplebasierten Oldschool-Sound.
Der gefällt: Kopfsport teilen sich die Bühnen mit Deutschrap-Größen von den Beginnern über Blumentopf, Curse, Samy Deluxe, Torch, Toni L und den Stieber Twins bis hin zu den Ruhrpottpoeten von RAG oder Too Strong.
Bei Kopfsport fühlt man sich durchaus politisch motiviert: Um Jugendliche zur Kommunalwahl zu treiben, nehmen sie an der von der Stadt Augsburg unterstützten Aktion "11-Tausend" teil und verschaffen sich so allerhand zusätzliche Aufmerksamkeit. Das Motto: "Fresse halten, wählen gehen!"
"Wo landen wir dann, wenn keiner mehr zur Wahl geht?", erregt sich DJ (und Politikwissenschaftsstudent) First Strike. "Man muss jungen Leuten zeigen, dass es sich lohnt, für etwas zu kämpfen und seine Meinungen zu vertreten. Diese konsumorientierten Medienzombies der 'We love to be entertained'-Generation, die unsere Gesellschaft seit Jahren hochzüchtet, kann nicht die Antwort auf unsere Zukunft sein."
Inhalt geht ohnehin über Technik: "Ich persönlich verzichte lieber auf Triple-irgendwas-Reime, wenn der Text nur aus Gehirnfürzen besteht. Denn letzten Endes - und das verstehen die jüngeren Raphörer heutzutage meistens gar nicht mehr - geht es nicht nur um Rapskills, sondern um das Gesamtpaket oder kurz: um den eigenen Style."
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