laut.de-Biographie
Kosheen
Kosheen kommen aus Bristol, der heimlichen Musikhauptstadt Groß-Britanniens. Dahinter verbergen sich Sian Evans, Markee Substance und Darren Decoder. Die Idee, Drum'n'Bass in eine andere, offenere Richtung zu lenken, mit Gesang und mehr Soul und dem Willen, auch live auf einer Bühne spielen zu können, entsteht gegen Ende der neunziger Jahre. Mark Morrison aus Glasgow und Darren Beale, die in Bristol nebenher den Plattenladen und -Label Breakbeat Culture betreiben, finden aber zunächst keine geeignete und ihnen passende Sängerin.
Lange vor Kosheen irgendwann zu Beginn der 90er lernen sich der Jungle/Breakbeat-Enthusiast Substance und Decoder auf den von Substance promoteten Roughneck Ting-Raveveranstaltungen in der Umgebung Bristols kennen. Auf diesen treibt sich auch die Waliserin Sian Evans herum. Ihre Wege kreuzen sich zum ersten Mal. Evans singt als Teenager in verschiedenen Jazz und R'n'B-Bands und wird später auf die Ravebewegung in England aufmerksam. Sie frönt bis zur Geburt ihres Sohnes einem exzessiven Lebensstil. Dann zieht sie sich in ein abgelegenes Dorf in der Einöde Wales zurück und schreibt dort eigene Songs.
Decoder, zuvor Gitarrist in diversen Skatepunk-Kapellen, bekommt durch seinen Kommilitonen Geoff Barrow die Möglichkeiten aufgezeigt, elektronische Musik zu machen und ist schwer begeistert. Er legt die Gitarre weg und beginnt selbst zu produzieren. Substance ist seit 1993 ebenfalls als Producer tätig. Dieser veröffentlicht vor allem auf Breakbeat Culture, während Decoder auf seinem "TechItch" Imprint releast. Erste gemeinsame musikalische Ideen entstehen bereits, doch noch ist kein passendes Organ in Sicht. Substance hört Evans' Stimme auf einem Song von Colour Stone und nimmt daraufhin Kontakt zu ihr auf. Die viel zitierte Chemie stimmt zwischen den Dreien und Kosheen nimmt konkrete Formen an.
"Hide U", ein massiver Vocal-D'n'B-Track, wird ein Riesenerfolg. Kosheen unterschreiben bei Moksha, einem Sublabel der BMG. Im Herbst 2001 touren sie in Europa mit den Landsleuten von Faithless und stellen ihre Livequalitäten unter Beweis. 2002 erscheint die Single "Catch" und hält sich wacker in den deutschen Top 20. Einen umjubelten Auftritt haben Kosheen außerdem auf dem Kölner Electronic Beats-Festival, wo sie mit Kollegen wie den Sofa Surfers, Kid Loco und Chicks On Speed die Bühne teilen.
Nach dem Überraschungserfolg des Albums nehmen die Kosheens eine kleine Auszeit, bevor sie sich an die Aufnahmen zum neuen Album machen, das im Sommer 2003 unter dem Namen Kokopelli erscheint. Statt jedoch an einem zweiten "Resist" zu feilen, überraschen sie die staunende Hörerschaft mit Pop-Rock, bei dem nur noch selten die alten Drum'n'Bass-Sounds durchscheinen. In Großbritannien wird das mit Gold gekürt.
Nach der Verlängerung ihres Plattenvertrags sollen drei Jahre vergehen, bis ein weiteres Album aus den Köpfen und Händen der Band geboren wird: Nachdem Kosheen bereits einige neue Songs eingespielt haben, bereisen sie - neben einigen Festivalauftritten in Holland, Belgien, Österreich, der Schweiz und Deutschland - zunächst mit einer fünf Mann starken Band China, Taiwan, den Nahen Osten, Australien und Russland. Es heißt, man habe sich im Studio verbarrikadiert und den dritten Longplayer wieder an die Elektrolastigkeit des Debüts angelehnt.
Erste Ergebnisse bekommen Besucher der Popkomm 2006 während einer dortigen Veranstaltung zu hören. Angeblich soll während eines Auftritts auf einer Berlinale-Sponsoren-Feier auch eine nicht gerade günstige Designstudie, die dort zu ihrem eigenen Pech herumstand, beschädigt worden sein. Eine perfekte Anekdote, um britisch humorig ihren Drittling "Damage" zu promoten, der im März 2007 erscheint.
Auf der nachfolgenden Tournee kommt es zu einem medienträchtigen Skandal, als die Band bekannt gibt, ein Konzert auf dem alten Messegelände in Belgrad geben zu wollen. Während des zweiten Weltkriegs wurde die Fläche als KZ genutzt, 50.000 Menschen kamen hier ums Leben. Erst nach heftigen Protesten wird der Gig abgesagt.
Ihr viertes Album "Independence" führt Kosheen weg von den Mega-Labels, hin zu ihrer eigenen Plattenfirma Kosheen Records. "Wir möchten uns stets in der Situation befinden, Musik zeitnah zu veröffentlichen. Insofern ist die Gründung unseres eigenen Labels einfach ein naheliegender Schritt. So sind wir unabhängig in unseren Entscheidungen und können unseren eigenen Rhythmus leben," erklärt Morrison diesen Schritt.
"Wir haben eigentlich immer schon die Musik für uns selbst geschrieben, und da sind wir auch sehr egoistisch. Wenn man Musik schreiben will, dann sollte man den Weg nehmen, den man selbst am besten findet. Wie kann man sich hinsetzen und überlegen, wie die Leute da draußen deinen Song hören wollen? Solche Gedanken kann ich einfach nicht verstehen. Man schreibt doch letztendlich Musik, damit sie einem selbst gefällt. Das ist alles purer Egoismus - die Musik soll in erster Linie uns gefallen. Wenn sie dann auch noch vielen anderen Menschen gefallen sollte, ist das eine wunderbare Sache."
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