laut.de-Kritik
Musikalische Grüße an die Gebrüder Young nach Down Under.
Review von Kai Butterweck"Wir verbrachten die vergangene Zeit nicht auf Golfplätzen, nein, wir wollten schlicht das beste Album, unser Opus Magnum machen", berichtet Bassist und Produzent Chris Von Rohr mit stolzgeschwellter Brust. Zwei Jahre ist der letzte Boogie-Rock-Aufschrei aus der Schweiz nun schon her; zwei Jahre in denen abermals jedweder Neuzeit-Vibe mit archaischem Gebell aus dem Proberaum der Eidgenossen verjagt wurde.
Vom kollektiven Beginn des Einsteigers "Hallelujah Rock N' Roll" bis zum finalen Bassdrum-Kick des abschließenden "Hardrocking Man" geht es auf "Dirty Dynamite" nur in eine Richtung: zurück zur Basis. Fernab von digitalisierten Überproduktionen der Gegenwart präsentiert sich das 17te Album der Band wie eine würdige B-Seiten-Ansammlung der Studio-Feuertaufe von Brian Johnson aus dem Jahr 1980. Geradlinig, schnörkellos und mit immer noch reichlich Boogie-Hummeln im Hintern, sendet das Quintett insgesamt zwölf musikalische Grüße an die Gebrüder Young nach Down Under.
Abgesehen von der halbseidenen Beatles-Hommage "Help", die in der Mitte des Albums pünktlich zum Pausentee bittet, dürfte auch jeder einzelne Wink im fernen Sydney für anerkennenden Applaus sorgen. Denn was die alten Herren auf "Dirty Dynamite" abliefern ist aller Ehren wert.
Straighte Bluesrocker der Marke "Go Baby Go", "Rattlesnake Rumble" oder "Let The Good Times Roll" wecken Erinnerungen an Zeiten, in denen ihre großen Vorbilder noch das alleinige Rock'n'Roll-Sorgerecht für sich beanspruchen konnten. Mittlerweile gibt es AC/DC-Tribute-Acts und Retro-Trittbrettfahrer wie Sand am Meer, doch kaum eine Combo bringt den Vintage-Flair der Stone Age-Heroen so dermaßen detailgetreu auf den Punkt wie die Herren um Reibeisen-Guru Marc Storace.
Mit eingängigen Hooks und tightem Zusammenspiel ("Better Than Sex", "Yellow Mary", "Hardrocking Man") sausen Krokus wie ein Flitzebob durch den Alpen-Eiskanal, ohne dabei großartig ins Schlingern zu kommen. Zwar jubeln am Rande der Strecke zum größten Teil bärtige Kuttenträger des Abgangsjahres 1975, doch der eine oder andere Anwesende scheut sich auch nicht davor, seine Nachkommen zu schultern, um der nachfolgenden Generation voller Stolz zu zeigen, zu welchen Klängen sich Mama und Papa vor über dreißig Jahren das erste Mal in den Armen lagen.
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